Die BücherEulen im Februar 2023:
Büchereule 01-02-2023
Liebe Büchermenschen,
heute früh um 10 Uhr hatte ich Bergfest: Da war das lange Telefonat mit dem Vertreter für die Verlage arsEdition, Magellan, Ulmer, Paperblanks (und einige mehr) beendet. Und damit sind neun von achtzehn Terminen erledigt. Ich mag diese Arbeit sehr gerne, es gibt eigentlich bei jedem Termin Bücher zu entdecken, die besonders sind. Meine Vertreter*innen sind allesamt wirklich toll, sie kennen sich gut aus, empfehlen mir Bücher, die passen könnten, schwätzen mir aber nichts auf. Oft habe ich schon Vorabexemplare gelesen und bin deshalb gut vorbereitet, manchmal werden sie aber auch erst an uns verschickt, wenn das Gespräch stattgefunden hat. Gute Organisation ist allerdings wichtig, es passiert oft genug, dass mein Bauch sagt „das ging irgendwie gar nicht über den Tresen“ und die Verkaufszahlen das Gegenteil abbilden. Und umgekehrt. In der nächsten Woche stehen wieder fünf Besuche an, eine ziemlich wilde Mischung aus Geschenkbuch, Belletristik, Sachbuch und Kinderbuch, sozusagen alles von Besonders bis Mainstream.
Danach habe ich mir ein paar Tage Urlaub redlich verdient 😉 Darum bleibt die Buchhandlung am Straßenfastnachts-Samstag und Rosenmontag geschlossen. An Straßenfastnacht passt das ja eh gut und den Montagvormittag haben wir ja wieder regelhaft geschlossen, da ists quasi nur ein halber „unentschuldigter“ Tag frei. Sie treffen uns also am Samstag, 18.02.23 und Montag, 20.02.23 nicht an. Ich bitte um Verständnis.
Nach meinem Urlaub stehen dann ganz besonders die Vertreterinnen der kleinen und feinen Verlagen an, diese Besuche mag ich besonders gerne. Diese Verlage haben sogar einen eigenen Festtag: den indiebookday. Er ist seit fast zehn Jahren immer am letzten Samstag im März. Weil der März voller Termine ist, habe ich mir keine wahnsinnig tolle Aktion ausdenken können – aber eine schöne, lesbare Überraschung liegt am 24.03.2023 im Laden für jeden bereit (solange der Vorrat reicht). Einfach vorbeikommen!
Zu den Kleinverlagen, die in den Vertretertaschen sind, gehören auch die Verlage Oekom und Löwenzahn. Diese beiden haben sich in sehr vielfältiger und effektiver Weise dem Thema Klimaschutz verschrieben. Wobei diese Themenstellung mittlerweile bei den meisten Verlagen angekommen ist: Immer öfter sind die Bücher nachhaltig hergestellt und zum Beispiel Taschen gibt es aus recyceltem PET. Häufig wird auch auf Plastikverpackung verzichtet (und die Klappkarten die wir „ohne“ im Sortiment haben sind großartig!), eingeschweißte Bücher gibt’s eh kaum noch. Ich will nicht behaupten, dass das ausreicht – tut es nicht -, aber der Weg geht eindeutig in die richtige Richtung.
Wie Klimaschutz, oder besser: fehlender Klimaschutz, in unserer Gefühlswelt stattfindet – gefüttert durch die immer gleichen Bilder, aber auch knallharte Geschäftsinteressen – das zeigt eine sehenswerte Ausstellung im Museum für Kommunikation in Frankfurt. Wir haben sie Anfang Februar besucht (der Monatsanfang hat ja sozusagen eine feste Museums-Besuch-Komponente) und waren beeindruckt von der Darstellung. Ein Teil der Ausstellung enthält Mitmachelemente und dadurch lernt man ziemlich viel über sich selbst. Ein anderer Teil vermittelt die grundsätzlichen Zusammenhänge. Im Museum für Kommunikation findet das aber vor allem wegen des dritten Teils statt: Der beschäftigt sich ausgiebig mit der medialen Darstellung, und zwar der letzten 50 Jahre. Wir können diese Ausstellung wirklich jedem empfehlen! Sie läuft noch bis August, vielleicht finden Sie ja Zeit für einen Besuch zu finden: LINK
Arno Geiger betrieb fast drei Jahrzehnte eine erstaunliche Form des Recyclings … Und damit sind wir bei den beiden Buchempfehlungen dieser Büchereule!
Arno Geiger: Das glückliche Geheimnis
Mit Anfang zwanzig wohnte Arno Geiger auf 30 Quadratmeter mit Klo im Zwischengeschoss mitten in Wien. Er war notorisch pleite, bis er durch einen Zufallsfund in einem Altpapiercontainer auf einen lukrativen Nebenerwerb stieß:
Von da an suchte er nahezu jeden Montag im fremden Müll nach Büchern, Postkarten und alten Fotos – und verkaufte sie an Antiquare oder auf dem Flohmarkt, manche Bücher behielt er auch selbst. Aber vor allem beschäftigte er intensiv mit den Tagebüchern und Briefen, die er dort fand: Sie boten ihm einen direkten Zugang in völlig fremde Lebenswelten. Nicht nur, weil er so schmutzig nach Hause kam, fühlte er sich dem Bodensatz der Gesellschaft zugehörig, sondern auch, weil wer im Müll wühlt tatsächlich unten angekommen ist. Nach dem Geiger im Jahr 2005 den Deutschen Buchpreis für „Es geht uns gut" bekam, veränderte sich das: er began, die Sammeltouren als guten Teil seines Lebens zu begreifen, als „glückliches Geheimnis", das er aber nicht nach außen trug.
In seinem neuen Buch blickt Geiger nun auf sein Leben zurück, auf das Geheimnis, und ebenso Freundschaft, Liebe, Familie und Gesellschaft. Aber natürlich auch darauf, was Literatur ist und wie sie wirken kann: das alles ist berührend und interessant und großartig zu lesen.
Hanser Verlag, 978-3-446-27617-8, € 25,00
Die zweite Empfehlung stammt von Praktikant Simon, der für zwei Wochen bei uns war. Er hat sich intensiv eingebracht und war sehr engagiert. Das liest man auch aus seinem Text heraus, finde ich.
Kirsten Boie: Vorbei ist eben doch nicht vorbei
Die 13-jährige Karin verbringt ihre Sommerabende am liebsten mit ihrer besten Freundin Regina an der Elbe. Dort schwimmen sie oder reden über Frisuren und Jungs. Als Regina von einem Buch erzählt, das von Juden im Krieg handelt, beginnt Karin sich zu fragen, ob auch ihre Eltern und all die freundlichen und unschuldig wirkenden Nachbarn Verantwortung für das Leid der Juden tragen. Auf Nachfrage hört sie immer nur, sie könne sich ja gar nicht vorstellen, wie damals alles war und sie solle sich glücklich schätzen, noch nicht geboren gewesen zu sein. Als sich in der Siedlung über Nacht ein schreckliches Unglück ereignet, ist plötzlich nichts mehr wie es einmal war und Karins gesamtes Leben wird auf den Kopf gestellt.
In diesem in den 60er Jahren spielenden Jugendbuch kombiniert Kirsten Boie zwei sehr relevante Aspekte mit einer spannenden Geschichte über das Erwachsenwerden. So thematisiert sie die Schuldfrage der einfachen Soldaten und der stillen Gesellschaft in der NS-Zeit, und präsentiert gleichzeitig den die 60er Jahre stark prägenden Kontrast der modernen jungen Frau und ihrer konservativ erzogenen Mutter. Dadurch entsteht ein allgemein spannendes und lesenswertes Jugendbuch, das auf mehreren Ebenen zum Nachdenken motiviert.
Oetinger Verlag, 978-3-7512-0287-9, € 10,00
Damit sind wir wieder mal bei den Terminen.
Eigentlich stand für diese Woche ein Flyer auf meiner To-Do-Liste, den hätte ich Ihnen gerne angehängt und damit wäre alles bei Ihnen. Aber da sich die Planung nochmal verändert hat, hat das nicht geklappt – er kommt nun zur nächsten Büchereule.
Darum zumindest die drei nächsten, ich hatte sie in der letzten Eule schon genannt:
Donnerstag, 02.03.2023, 19 Uhr, Stadtwabe: „Gernsheim liest und hört zu“ – Birgit Weinmann und ich laden zu einem unkonventionellen, entspannten Abend ein mit Texten, die wir Ihnen vorlesen und dem Angebot, auch eigene Texte mitzubringen. Ob Sie vorlesen, zuhören oder strickend zuhören, das bleibt ganz Ihnen überlassen. Getränke und oder Knabbereien bitten wir selbst mitzubringen, falls diese gewünscht sind. Wir freuen uns schon sehr auf den Abend!
Mittwoch, 08.03.2023, 15 Uhr, Kinderschutzbund: „Starke Mädchen“ ist das Thema fürs Bilderbuchkino beim Kinderschutzbund, passend zum Weltfrauentag. Zwischen den schönen, lustigen, mutmachenden Bilderbüchern, die ich vorlesen werde, gibt es ein tolles Bastelvergnügen mit dem Team des Kinderschutzbundes. Ich finde ja, dass dieses Team eine super Idee für eine Kooperation hatten und auch hierauf freue ich mich sehr! Eine Anmeldung ist erforderlich unter 06258 833766.
Montag, 13.03.2023, 19 Uhr, Café Omalisbeth: „Der Rabbi und der Kommissar – Du sollst nicht begehren“, Lesung mit Michel Bergmann, Eintritt 10,00 €, Karten im Vorverkauf in der Buchhandlung. Wir haben auch, weil das bei den letzten Terminen im Café nachgefragt wurde, zwei, drei kleine Gerichte fürs Abendessen organisiert.
Den Flyer für die Buchmesse im Ried (11.03. und 12.03.23) hänge ich als pdf an, dann haben Sie zumindest hier alle Termine im Überblick.
Ganz neu und wichtig:
Sie wissen, wir haben nicht viel Platz, an diesem Abend wird es nur 20 Sitzplätze geben. Falls Sie also teilnehmen wollen: Wir erbitten Anmeldung, danke!
Sie wissen ja: Ganz zum Ende kommt immer die Info zum Bilderbuchpfad. Da ist noch bis nächsten Samstag das Märchen „Der Froschkönig“ spazierenzusehen. Wer nicht weiß, woher das Zitat „Heinrich, der Wagen bricht“ stammt, und was es zu bedeuten hat, der sollte unbedingt in den Europagarten gehen …
Wenn ich Ihnen das nächste Mal schreibe, stehen wirklich nur noch die schönsten Vertretungsbesuche an. Und sämtliche Planungen (zum Beispiel auch zum Lesefest am 22.04.23) sind noch weiter gediehen.
Vor allem möchte ich mir noch etwas einfallen lassen, um die Opfer der Erdbeben in der Türkei und Syrien zu unterstützen. Es ist wirklich erschütternd und traurig und die Menschen dort brauchen unsere Solidarität. Stehen wir zusammen!
Damit verabschiede ich mich, wünsche Ihnen viel Gutes und Schönes. Und: Lesen Sie gut!
Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen
mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224
