Die besonderen Empfehlungen dieses Monats - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Lieblinge des Monats März.
Diane Broeckhoven: Ein Tag mit Herrn Jules

Seit Jules in Pension ist, kocht er morgens den Kaffee und Alice wartet derweil in der wohligen Wärme ihres Bettes. Sonst überlässt er den Haushalt gerne ihr, und diese Minuten seines Kümmerns genießt sie sehr. An diesem Morgen sitzt er als sie aufsteht auf der Couch und scheint die Schneelandschaft vor dem Fenster zu genießen. Sie setzt sich neben ihn und legt den Kopf auf seine Schulter – und merkt erst nach einiger Zeit, dass kein Leben mehr in ihm steckt. Der Schreck ist (noch) nicht allzu groß; sie weiß recht schnell, dass sie sich noch nicht trennen, noch keinen Bestatter rufen möchte. Und so lässt sie Jules einfach sitzen. Während die Stunden ins Land gehen, überlässt sie sich den Erinnerungen, auch den weniger schönen …

Wenn die Vertreter*innen kommen, reden wir viel über Bücher, das liegt in der Natur der Sache. Dieses Buch hier hätte ich vermutlich nicht eingekauft – wenn Frau Hölzemann es mir nicht wärmstens ans Herz gelegt hätte, sie kennt es aus der Erstauflage (die war 2005!). Ich kann ihr nur absolut recht geben: „Ein Tag mit Herrn Jules“ ist ein wahrhaftiger und herzerwärmender Roman, dem ich sehr viele Leser*innen wünsche!

Unionsverlag, Übersetzung: Isabel Hessel, 978-3-293-71003-0, € 12,00

Jasper FForde: Grau

Eddie Russett hat eigentlich gute Aussichten auf ein angenehmes Leben: Er hat eine sehr gute Rotsicht und darum eine Verlobung mit Constance Oxblood aus altem Adel in Aussicht. Er muss nur noch seine Übung in Demut erledigen, im weiter entfernten Ost-Karmin. Auch sein Vater muss dorthin reisen, denn dort gibt es derzeit zu wenige Mustermänner und Holden Russett ist ein solcher. Also sind sie gemeinsam unterwegs – und kommentieren alles, was ihnen begegnet. Das ist für uns Leser*innen ziemlich hilfreich, ist die Welt, die der Autor Jasper Fforde erfunden hat, doch höchst ungewöhnlich: Der Status einer Person hängt von ihrer Farbsicht ab, die Welt ist grau, außer National Color färbt sie ein, und man muss ständig fürchten, dass Technologien durch einen „großen Rücksprung“ zerstört werden. Außerdem gibt es ein festes System von Spitzeleien und Bewertungen. All das ist in sich vollkommen logisch, aber auch reichlich verwirrend. Eddie jedenfalls wächst in Ost-Karmin und der sich anschließenden Außenwelt über sich hinaus. Und verliebt sich unsterblich in Jane, eine Graue ohne jegliche Buntsicht …

In Jasper Ffordes Fantasy-Roman jagt nicht ein Ereignis das andere, es dauert den halben Roman, bis die Geschichte so richtig Fahrt aufnimmt. Aber das ist auch nicht nötig: Seine Welt ist fantasievoll und der Erzählstil witzig, und macht braucht ein wenig, um überhaupt hineinzukommen. Darüber hinaus entwirft Fforde eine Gesellschaft, die uns durchaus den Spiegel vorhält. Das alles macht „Grau“ zu einem beeindruckenden und begeisternden Leseerlebnis. Und die Fortsetzung „Rot“ ist gerade auch erschienen.

Eichborn Verlag, Übersetzung: Thomas Stegers, 978-3-8479-0175-4, € 18,00

Stefanie Sargnagel: Iowa

Kennen Sie Grinnell? Das ist eine 8000-Seelen-Stadt in Iowa, mitten im mittleren Westen. Eigentlich mitten im Nichts … Zumindest wenn man kein Auto hat. Denn es gibt nur den Greyhound, der morgens um 7 Uhr in Grinnell hält. Allerdings gibt es ein paar Geschäfte – und vor allem ein liberales College. Dort soll Stefanie Sargnagel einen Kursus für Creative Writing geben, für sechs Termine ist sie gebucht. Sie fliegt gemeinsam mit der Musikerin Christiane Rösinger in die USA; einen Großteil der Zeit verbringen sie gemeinsam in einem kleinen Haus, dass das College seinen Gastdozent*innen zur Verfügung stellt.

Um viel mehr als ihren Alltag in Grinnell geht es gar nicht in „Iowa“. Muss es auch nicht, denn Stefanie Sargnagel weiß genug zu erzählen: Vom Einkaufen in Riesensupermärkten und Second-Hand-Läden, Besuchen im Casino und bei den Amanas, dem Unterrichten an der Uni und Begegnungen mit Amerikaner*innen. Alles das kommt leichtfüßig daher, mit reichlich Humor und Bodenständigkeit. Sargnagel hat ganz klar einen europäischen und auch feministischen Blick, doch sie stürzt sich ins Abenteuer Amerika mit Neugier und Wohlwollen – und das spürt man in jedem Satz dieses klugen Buches. Die Fußnoten von Christiane Rösinger sind dazu die perfekte Ergänzung.

Rowohlt Verlag, 978-3-498-00340-1, € 22,00

Uwe Wittstock: Februar 33 – Der Winter der Literatur

Erich Maria Remarque ist am 28. Januar 1933 der erste, der Deutschland verlässt und während der Nazi-Zeit nicht mehr zu Besuch kommt. Thomas Mann bricht am 11. Februar zu einer Lesereise auf, von der er nicht mehr zurückkommen wird. Carl von Ossietzky bleibt sehenden Auges in Deutschland und wird das mit seinem Leben bezahlten. Alfred Kerr hindern auch 39 Grad Fieber nicht daran, schnellstens seinen Koffer zu packen und zum Bahnhof aufzubrechen. Heinrich Mann tut am 21. Februar so, als würde er zu einer Tagesreise aufbrechen, dabei ist seine Flucht genauestens durchgeplant.

Uwe Wittstock hat ein wichtiges Sachbuch geschrieben; über nicht viel mehr als den einen Monat, den Hitler und die NDSAP benötigten, um den gesamten Literatur- fast sogar Kulturbetrieb aufzulösen. Obwohl Hitler noch kein Reichskanzler war, gab es Verhaftungen und zahlreiche kritische, sozialistische oder kommunistische Veranstaltungen, die „einfach“ nicht durchgeführt werden konnten; es gab Schlägertrupps und Repressalien. Wittstock erzählt in kurzen Sequenzen von einzelnen Größen der Literatur, seine Sprache ist zurückgenommen aber bildhaft. Das ist wirklich interessant zu lesen – er baut Brücken zwischen den einzelnen Menschen, ein ganzes soziales Gefüge entsteht vor unserem inneren Auge. Das alles ist erschütternd zu lesen, denn schon im Februar 1933 war abzusehen, wie menschenverachtend und entsetzlich Hitler seine Macht nutzen würde.

C. H. Beck, 978-3-406-81497-6, € 16,00

Praktikantin Lenya empfiehlt für Jugendliche ab 13 Jahren:
Karin Anzai: Verliebt in mehr als dein Gesicht

Sana Chiken ist eine Highschool Schülerin, die hübsche, gepflegte Gesichter liebt. Am meisten liebt Sana aber das Gesicht von Kanato Ugo, einem inoffiziellen Influencer, der auf dieselbe Schule wie sie geht. Kanato ist kurz davor, von der Schule zu fliegen und eine totale Technik-Niete. Um auf der Schule bleiben zu dürfen, muss er den Hauptaccount seiner Schule auf 100.000 Follower bringen. Er möchte, dass Sana seine Managerin wird, ihm auf seinem Weg hilft und ihn begleitet, diese Chance lässt sie sich nicht entgehen. Über die Zeit kommen die beiden sich näher und lernen viel übereinander. Sana erkennt, dass Kanato nicht nur vom Aussehen her hübsch ist. Kanato bleibt Sana aber trotzdem weiterhin ein Rätsel.

„Verliebt in mehr als dein Gesicht“ ist ein Abenteuer der Gefühle und eine schöne Romanze für Jugendliche. Es ist spannend zu lesen und schön mit anzusehen, wie ihre Beziehung zueinander sich entwickelt. Die Bilder sind sehr genau und fein gezeichnet, weswegen man auch nicht viel Vorstellungskraft braucht. Die Bilder und die Texte werden zu einer Einheit, wodurch auch Lücken gefüllt werden und es schöner zu lesen ist.

Altraverse, Übersetzung: Larissa Freundt, 978-3-7539-0347-7 € 7,00

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