Die besonderen Empfehlungen in diesem November - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Die feinen Bücher des Monats November.
Bereits zum vierten Mal „servierten“ wir Ihnen „Feine Bücher für schöne Stunden“ bei einem kleinen Abendessen.
Es war eine sehr schöne Veranstaltungen, das Essen sehr lecker und die Auswahl scheibar gelungen ...


Sind Sie ein Mensch? Haben Sie Ohren?

„Ein Jahr voller Wunder – Klassische Musik für jeden Tag“ begleitet uns Leser*innen ein ganzes Jahr. Geschrieben hat es Clemency Burton-Hill, die in Großbritannien bekannt ist für ihre morgendliche Klassiksendung. Sie ist der festen Überzeugung, dass Musik gut für die Seele ist (sie verwendet das Wort „Selbstfürsorge“ obwohl sie es gar nicht leiden mag) und dass sie völlig unabhängig von Alter, Geschlecht und Klassenzugehörigkeit funktioniert. Sie bringt das mit dieser Kernaussage auf den Punkt: „Sind Sie ein Mensch? Haben Sie Ohren? Dann sind Sie hier richtig.“ Und so hat sie für jeden Tag des Jahres ein Musikstück ausgewählt und eine kleine Geschichte dazu erzählt. Es sind Stücke aus fast den letzten tausend Jahren und sie zeigen vor allem, dass Musik tatsächlich Jahrhunderte, Kontinente, Menschen verbindet.
Selbstverständlich sind viele Stücke dabei, die man kennt, wenn man immer mal Klassik im Radio hört oder Konzerte besucht. Aber es gibt auch viele, viele Neuentdeckungen – vor allem sind es die Frauen, die unbekannter sind und „ans Ohr geholt“ werden. Ab 1. Januar gibt es eine App mit allen Stücken, aber die Titel sind auch im Internet zu finden. Wobei es eine Nebenwirkung dieses Buches gibt: Der Bedarf an Musikmedien schnellt in die Höhe …

Clemency Burton-Hill: „Ein Jahr voller Wunder – Klassische Musik für jeden Tag“, Übersetzung: Ulrike Schimming, Barbara Neeb, Katharina Schmidt, Diogenes Verlag, € 25,00

Saving Kandinsky

So heißt das hier vorgestellte Buch im Original – und das ist fast der etwas passendere Titel, auch wenn die Hauptperson Gabriele Münter ist. Gabriele Münter lebte von 1877 bis 1962, aber über die Hälfte des Romans handelt von der Zeit zwischen 1901 und 1914, in der Münter und Kandinsky ein Paar waren. Das hat durchaus seine Berechtigung, weil sie einerseits von ihm unterrichtet wurde und andererseits mit ihm gemeinsam neue Maltechniken, neue Motive, neue Strukturen entdeckte. Malerei zu studieren, das war für Frauen bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht möglich, egal wie begabt sie waren. Sie mussten sich private Malschulen suchen – mal mit größerem, mal mit kleinerem Erfolg. Als Gabriele Münter in München in der „Phalanx“ von Wassiliy Kandinsky unterrichtet wurde, war das nicht ihr erster Versuch, eine professionelle Ausbildung zu erlangen. Seine Form des Unterrichts und die Forderungen, die er an die Student*innen stellte, weiteten ihre Möglichkeiten beträchtlich. Die Liebesgeschichte der beiden ist aber zweischneidig. Zum einen, weil er ihr die Ehe versprach, sie aber nie heiratete, zum anderen, weil der Alltag zweier Künstler sich sehr schwierig gestaltete – sie brauchte eher Ruhe und Rückzug, er lebte in Gesellschaft auf.
Der Roman ist sehr süffig geschrieben, sehr bildhaft, gehobenes Lesefutter mit Lerneffekt (wenn Sie mir eine solche flapsige Klassifizierung erlauben) – Gabriele Münter wird richtig lebendig in ihm. Ungewöhnlich sind übrigens die Bildbeschreibungen zwischen den Kapiteln. Sie stammen aus Johannes Eichners Feder und lassen die Bilder Gabriele Münters wunderbar vor dem inneren Auge erstehen.

Mary Basson: „Die Malerin“, Übersetzung: Gabriele Weber-Jaric, Aufbau Verlag, € 14,00
Künstler*innen

Auch die nächste Empfehlung ist eine Künstlerinnenbiographie: „Hiersein ist herrlich – Das Leben der Paula Modersohn-Becker“. Dieses schmale Buch ist in vielem das genaue Gegenteil zur „Malerin“: Der Text lebt von der Verknappung und den Auslassungen, von Briefzitaten und Kurzblenden ins Leben der Autorin. Kein gehobenes Lesefutter, eher erstaunliche, gut lesbare Literatur.
Im Grunde beginnt das Buch mit der Freundschaft Paula Beckers mit Clara Westhoff im Jahr 1898, Paula ist gerade 22 geworden. Sie entstammt einer sehr großen, ziemlich bodenständigen Familie, man weiß auch deshalb recht viel von ihr, weil sie passionierte Briefe- und Tagebuchschreiberin war. Sie verbrachte im Jahr 1900 einige Monate in Paris, war begeisterte Besucherin der Weltausstellung – und sie, so heißt es im Buch, „schlitterte unaufhörlich auf Otto Modersohn“ zu. Otto Modersohn lebte in Worpswede, war ein bekannter und geachteter Künstler, war verheiratet, seine Frau schwanger. Ende 1900 ist er Witwer und Vater einer kleinen Tochter und mit Paula verlobt.
Und damit ergeben sich dann wieder Überschneidungen zur Biographie über Gabriele Münter (von der Zeit der künstlerischen Ausbildung abgesehen, die bei beiden in den Anfängen des 20. Jahrhunderts liegen) – auch dieses Buch geht in einigen Bereichen um einen Mann. Und dieser Mann ist Rainer Maria Rilke. Rilke hatte Westhoff und Becker im Jahr 1900 in Worpswede kennengelernt und fühlte sich künstlerisch und wohl auch persönlich eher zu Paula hingezogen. Nach Bekanntgabe von deren Verlobung hat er verstärkt Zeit mit Clara Westhoff verbracht – mit den bekannten Folgen der Hochzeit Rilke-Westhoff … Und so beinhaltet das Buch Paula Modersohn-Beckers Ringen um künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten, Freundschaft, Respekt, aber auch Unabhängigkeit, Freiheit und Erfüllung. In sehr kluge Sätze gepackt, mit Zitaten aus Rilke-Gedichten.

Marie Darrieussecq: „Hiersein ist herrlich – Das Leben der Paula Modersohn-Becker“, Übersetzung: Frank Heibert, Patricia Klobusiczky, Secession, € 18,00
Spannend!

Die Kunst-Trilogie endet mit einem völlig anderen Buch. Aber einem Thema, dass Künstlerinnen und Künstler seit Anbeginn der Zeit beschäftigt: Den Farben. Es ist noch gar nicht lange her, da war Malen nicht nur eine kreative Beschäftigung mit Pinsel, Stift und Untergrund – Malen war auch ein Gutteil Alchemie, weil die Farben nicht künstlich-chemisch gewonnen wurden, sondern irgendwie aus der Natur entnommen bzw. hergestellt werden mussten. Die Grundlagen waren zum Teil so flüchtig, dass es heute für Restaurator*innen manchmal nicht einfach ist, die Ursprungsfarbe zu ermitteln. „Die Welt der Farben“ erzählt die Geschichten zu über 70 Farbtönen, von Bleiweiß bis Pechschwarz und das ist informativ und unterhaltsam gleichermaßen. Im Grunde ist das eines der Bücher, die man immer wieder in die Hand nehmen mag (am Stück durcharbeiten scheint mir persönlich allerdings weniger reizvoll). Jeder Farbtongruppe ist eine allgemeine Erklärung zur Grundfarbe vorangestellt – vom Weiß als Farbe der Reinheit und dem Missverständnis, dass die römischen Bauten schon immer in eben diesem reinen Weiß erstrahlten, über Rosa als „kleines Rot“ und damit Farbe für Jungen (weil ja Könige und Päpste in purpur auch männlich sind) bis hin zu Schwarz, das zu Zeiten da Vincis schon einmal die absolute Modefarbe war und das in den 1920er Jahren die Kunstwelt revolutionierte. Toll!

Kassia St.Clair: „Die Welt der Farben“, Übersetzung: Marion Hertle, Atlantik Verlag, € 18,00

Zeitenwende

England, Anfang der fünfziger Jahre: George Harpole übernimmt vertretungsweise die Direktorenstelle der Grundschule, in der er als Lehrer gearbeitet hat. Der bisherige Direktor ist einige Wochen vom Schuldienst freigestellt, die Gründe werden nicht genannt. Im Laufe des Buches beschleicht uns Leser*innen jedoch eine leichte Ahnung …  Harpole ist ein zuverlässiger, ehrlicher Mensch, hatte bisher aber noch nie Personalverantwortung und auch Verwaltung ist ihm fremd. Er strebt einerseits an, im Sinne von Direktor Chabdam zu arbeiten, andererseits gibt es durchaus Dinge, die er verändern möchte. Sein Kollegium besteht aus fünf Lehrerinnen und Lehrern - und dann gibt es noch den Hausmeister.
Wie gesagt, Harpole ist ein zuverlässiger, ehrlicher Mensch – und gerade deshalb kann er sich oft gar nicht vorstellen, welches Haifischbecken seine Schule ist. Und wie die übergeordnete Verwaltung funktioniert, das weiß er schon gar nicht …
„Die Lehren des Schuldirektors George Harpole“ ist nicht so ganz einfach zu lesen, weil unglaublich viele Menschen vorkommen, bei denen man manchmal nachsehen muss, wer das jetzt überhaupt ist. Lehrer*innen, Schüler*innen, die Sekretärin vom Schulamt, Verwaltungsbeamte, diverse Politiker und Volksvertreterinnen – ich war kurz davor, mir eine Namensliste anzulegen. Aber das stört den Lesegenuss nur minimal! Das ganze Buch ist von feinem Humor durchzogen und zeigt einen großen Umbruch im Schulwesen anhand kleiner Vorkommnisse. Vor allem aber ist es wirklich vergnüglich!

J. L. Carr: „Das Leben des Schuldirektors George Harpole“, Übersetzung: Monika Köpfer, Dumont Buchverlag, € 20,00

Entdeckungen!

„Reporterstreifzüge“ heißt ein gerade erschienenes Buch im Düsseldorfer Lilienfeld-Verlag. Es ist ein Nachdruck des ausgehenden 19. Jahrhunderts – Sprachgebrauch und Orthographie entsprechen wunderbarerweise der damaligen Zeit, Ausstattung und Schrift aber zum Glück nicht!
Hugo von Kupffer, der Autor, war in St. Petersburg geboren, hatte in Berlin Medizin und Literatur (beides ohne Abschluss) studiert und arbeitete danach für vier Jahre in Amerika beim „New York Herald“. Mit seiner Wiederankunft in Berlin übernahm er den Posten des Chefredakteurs beim gerade gegründeten „Berliner Lokal-Anzeiger“ – und dort setzte er um, was er in Amerika gelernt hatte. Er verfasste Reportagen aus allen Ecken Berlins, schaute sehr genau hin, wertete nicht, beschrieb einfach „nur“. Von Kupffer ist sozusagen Begründer der modernen Doku. Immer wieder betont er, dass er »von vornherein darauf verzichtet, schöngeistige Feuilletonplaudereien« zu verfassen. Die Texte sollen »nur schlicht und wahr an der Quelle Gehörtes und Gesehenes« sein, eben keine »Feuilleton-Schwärmereien«. Und so erzählt er von Berliner Persönlichkeiten, von schweren Jungs genauso wie vom Scharfrichter, er berichtet aus dem Schlachthaus und der Metzgerei – und wir Leser*innen lernen ein  Berlin kennen, dessen Nachfolge uns über Fallada, Tucholsky und viele andere Autoren sehr geläufig ist, dessen Alltag der letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts aber eher unbekannt.

Hugo von Kupffer: „Reporterstreifzüge“, Lilienfeld Verlag, € 22,00

And now for something completely different

Sie kennen den Spruch vielleicht aus „Monty Python‘s Flying Circus“? Er muss Michael Palin, Mitglied der Künstlergruppe Monty Python, wie eine Aufgabenstellung vorgekommen sein …  Nachdem die Pythons im Jahr 2014 zehn spektakuläre Abende in der Londoner O2-Arena gestaltet hatten, fragte Palin sich, was er denn nun bitte noch tun solle. Da kam der Zufall ins Spiel: Er sah eine Pressekonferenz in Ottawa, bei der der Premierminister Kanadas der Welt mitteilte, dass ein Team von Meeresarchäologen das Wrack der Erebus gefunden hätte.
Palin, der (selbstverständlich) weder Marinehistoriker noch Seemann ist, sich aber sehr für Geschichte und das Meer interessiert, hatte sein Thema gefunden: Was ist bei der Franklin-Expedition damals Schreckliches passiert, mit der Erebus, ihrem Schwesterschiff Terror und vor allem der Mannschaft? Wie konnte die eigentlich gut vorbereitete Suche nach der Nord-West-Passage so gründlich schiefgehen? Und warum hat es 170 Jahre gedauert, bis man wenigstens das Wrack fand? Nicht alle Antworten hat er gefunden – aber sehr viele. Und, Michael Palin ist offensichtlich auch ein begabter Autor, er hat das grandios in diesem Buch dargestellt. Dabei kommt er oft genug vom Hölzchen aufs Stöckchen auf den Ast, aber genau das macht einen großen Reiz aus. Manchmal springt er in den Zeiten hin und her, das macht er so geschickt, dass wir Leser*innen es als Bereicherung erfahren und nicht als Schwierigkeit. Ach ja: Bildmaterial ist auch enthalten – Seekarten, Fotografien, Skizzen ergänzen immer wieder das geschriebene Wort. „Erebus“ ist ein sensationell tolles Buch, das zwischen Roman und Sachbuch changiert.

Michael Palin: „Erebus“, Übersetzung: Rudolf Mast, mareverlag, € 28,00

Spannend!

John Franklin kommt im nun folgenden Buch gar nicht vor – zumindest nicht mit einem eigenen Eintrag. Denn er hat ja sein Ziel nicht erreicht, die Nord-West-Passage wurde erst rund sechzig Jahre später entdeckt. Im Jahr 1906 fand der Norweger Roald Amundsen diesen so lange gesuchten schnellsten Weg nach China, er war mit Mannschaft 1903 im Oslofjord gestartet und 1906 endlich in Nome in Alaska eingetroffen. Eigentlich wollte Amundsen dann als erster Mensch zum Nordpol. Aber er bekam Kunde davon, dass Robert Peary und Frederick Cook diese Entdeckung bereits für sich beanspruchten. So machte er sich auf den Weg zum Südpol – den er als erster Mensch tatsächlich erreichte. Nach Rückkunft im nächstmöglichen Hotel (immerhin drei Monate hatte die Schaluppe Fram dafür benötigt), telegrafierte er seinem König, seinem Bruder – und dem Entdecker und Friedensnobelpreisträger Fridjof Nansen.
Dies hier ist auch ein Buch, dass man nicht am Stück lesen kann, sondern immer wieder in die Hand nehmen muss. Dabei sind es nicht nur die hochinteressanten, knappen und gut recherchierten Portraits der Entdecker*innen, die so begeistern – es ist auch das umfassende Bildmaterial! Viele der Forscher*innen waren zugleich ausgebildete Maler, die AUCH die Welt bereisten, um Bilder davon in ihre Heimatländer zu bringen und das macht dieses Buch wirklich grandios. Eigentlich wendet es sich an Erwachsene – aber auch Kinder ab 10 Jahren können ein sehr großes Interesse daran haben. Und zwar ein Interesse für viele, viele Jahre!

„Kosmos großer Entdecker“, Sieveking Verlag,  € 44,90

Jeden Tag …

… ein Lächeln: Ludwig Thoma, Fred Endrikat, Joachim Ringelnatz, Heinrich Heine, Arno Holz, Eugen Roth, Justinus Kerner, Adolf Glaßbrenner, Hans Adler, Wilhelm Busch, Werner Finck, Peter Hammerschlag, Erich Mühsam, Fridolin Tschudi, F. K. Waechter, Ludwig Uhland, Franz Grillparzer, August Wilhelm Schlegel, Herbert Rosendorfer, Friedrich Rückert, Gotthold Ephraim Lessing, Klabund, Hermann Hesse, Erich Kästner, Mascha Kaléko, Christina Felix Weiße, Matthias Claudius, Johann Friedrich Kind, Volker Kriegel, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Robert Gernhardt, Peter Hacks, Kurt Tucholsky, Ernst Jandl, James Krüss, Barthold Heinrich Brockes, Axel Maria Marquardt …
Es gibt noch eine ganze Menge mehr Dichter*innen in diesem Buch – vor allem aber gibt es ihre Gedichte! Und die sind allesamt arg großartig, sehr unterhaltsam und hintersinnig. 365 Gedichte enthält das Buch, genau eines für jeden einzelnen Tag. Wobei: Es sind 366 Gedichte, denn auch das Motto, das die Herausgeberinnen Nele Holdack und Catrin Polojachtof ihrem Buch vorangestellt haben, ist ein Gedicht. Wir freuen uns schon auf 2020!

„Jeden Tag ein Lächeln – 365 komische Gedichte“, Aufbau Verlag, € 22,00

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