Bilderbuch Lieblinge 2023 - 2022 - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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unsere Bilderbuch-Lieblinge in 2022:
Bilderbuch des Monats - Slowenien IV
Ziga X Gombac / Maja Kastelic: Adam und seine Tuba

„Kennt ihr die Artistenfamilie Purzlovski? Schon seit vielen, vielen Jahren treten deren Familienmitglieder in einem großen, bunten Zelt auf. Sie reisen mit hübschen Wagen durch die Welt und überall, wo sie auftreten, begeistern sie Klein und Groß. Wie denn auch nicht, wo doch alle so viele interessante Dinge können.“ Großmutter schluckt Feuer, Großvater Schwerter, Onkel Artems Familie baut wundersame Menschenpyramiden, Mutter und Vater tanzen auf dem Seil, Aria fährt Einrad und jongliert und Alea lässt sich mit einer großen Kanone durch die Luft schleudern. Nur Adam, der jüngste Spross der Familie, Adam kann nichts davon. Und es scheint ihm auch nichts Spaß zu machen – das ist allen vollkommen unverständlich! Alles probieren sie mit ihm aus, aber nichts davon gelingt ihm. Fast verzweifelt treffen sie sich im Geheimen, um Ideen zu sammeln: Adam muss doch irgendwie in die Familie und ins bunte Zirkuszelt passen! Doch nichts Passendes fällt ihnen ein, sie sind vor Mutlosigkeit ganz still. Und da geschieht es: Sie hören wunderbare Musik. Kann das sein? Tatsächlich: Es ist Adam, der auf der Tuba sehr fein musiziert!

„Adam und seine Tuba“ handelt vom Anderssein - und von großer Zuneigung. Das ist mit leichter Hand und sehr eingängig von Ziga X Gombac erzählt. Mit den stimmungsvollen und ausdrucksstarken Bildern von Maja Kastelic ist ein faszinierendes Bilderbuch entstanden, das man immer wieder ansehen kann!

NordSüd-Verlag, Übersetzung: Alexandra Natalie Zeleznik, 978-3-314-10615-6, € 16,00

Praktikantin Vici empfiehlt das Bilderbuch des Monats:
Briony May Smith: Mia und die kleine Meerjungfrau

„Als der Mond an diesem Abend aufging, sah Molly zu, wie sich die ersten Meeresbewohner erhoben. Seehunde drehten und wandten sich in den Nachthimmel. Delfine sprangen, schwebten in der Luft und schlugen ihre kräftigen Schwanzflossen, die sie zum Hafen trugen. Molly schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf die Mondmagie. Dann stieg sie nach oben…“

Ein kleiner Einblick in die magische Geschichte „Mia und die kleine Meerjungfrau“, deren Freundschaft mächtiger ist als die Magie. Mia wohnt in einem kleinen Fischerdorf in Silbersand. Ihre beste Freundin Molly wohnt allerdings mit ihrer Mama Nerissa unterhalb Silbersand in einer kleinen Bucht. Die beiden Freundinnen erleben jeden Tag neue Dinge unter Wasser. Es kommt aber der Tag des Magischen Mondfestes, an dem alle Meeresbewohner an Land kommen können, auf den beide schon ungeduldig gewartet haben. Molly ist nämlich endlich alt genug, um am Fest teilnehmen zu können. Es gibt nur ein Problem, denn sie muss bevor der letzte Mondschein die Wasseroberfläche verlässt, wieder nach Hause zurückkehren. Ein wenig Angst hat sie schon, aber sie würde sich die Nacht von keinem kaputtmachen lassen, um ihre beste Freundin an Land zu besuchen…

Es ist eine großartige Erzählung mit sehr detaillierten und wunderschönen Illustrationen, die zum Vorlesen super geeignet ist. Eine schnelle Geschichte, die eventuell das ein oder andere Kind zum Träumen bringt.

Esslinger Verlag, Übersetzung: Steffi Kress, 978-3-480-23850-7, € 15,00

Bjarne Reuter: Vida und der Sommerzauber

„Da war ein seltsames Paket gekommen. (…) Ihre Mutter sagte, die Holzkiste sehe uralt aus, und Karl ging drei Schritte zurück, weil er sicher war, dass es darin nur so wimmelte von Skorpionen. Sein Vater öffnete den Deckel, fand jedoch keine Skorpione, sondern ein Fernglas, einen Kompass, ein Mückennetz, zwei Taschenlampen und einen kleinen roten Umschlag, auf dem Gegengift stand.“

So beginnt nicht nur das zauberhaft illustrierte Vorlesebuch „Vida und der Sommerzauber“ – sondern auch eben dieser Sommer. Der erste Sommer, in dem Vida und Karl alleine zu ihrem Großvater fahren, im Gepäck den Inhalt der Holzkiste. Denn niemand anders als ihr Großvater hat diese zu ihnen geschickt, inklusive Begleitbrief in dem er von seltsamen und unerklärlichen Dingen erzählte, die sie gemeinsam erkunden müssten. Ob das wieder eine der großväterlichen Flunkergeschichten ist? Man weiß bei ihm nie, was wahr und was erfunden ist. Aber eigentlich ist das auch nur für Karl besonders wichtig, denn Vida mit ihrer verträumt-fröhlichen Art wirft sich dem Leben sowieso entgegen.
Bjarne Reuters Buch ist kein Buch für kleine Kinder, kurz vor oder gerade in der Grundschule muss man schon sein, um es genießen zu können. Und schnell erzählt ist es auch nicht. Aber wer sich auf eine versponnen-magische Sommergeschichte einlassen kann, der hat mit Vida, Karl und dem Großvater eine hinreißende Zeit. Ein paar Eastereggs für die erwachsenen Vorleser*innen inklusive.

Edel Verlag, Übersetzung: Knut Krüger, 978-3-96129-238-7, € 17,99

Marc Majewski: Schmetterlingskind

„Ich bin ein Schmetterling!“ so steht es auf der ersten Seite. Ein Junge hat Schmetterlingsflügel gebastelt und sie an seinen Armen befestigt. „Noch eine Kleinigkeit … und ich bin bereit“, er steckt sich Fühler an und geht aus dem Haus. Sein Vater repariert gerade ein Fahrrad und guckt ihm hinterher, der Junge breitet seine Flügel aus und lässt sich tanzend und wirbelnd über die Wiese treiben. Bis ein Ball ihn am Kopf trifft, vollkommen mit Absicht, und die Kinder, die bisher einfach Ball spielten, Flügel und Fühler beschädigen. Sehr traurig geht er nach Hause und will eigentlich ganz alleine sein. Und bestimmt nie wieder raus. Doch ein kluger Vater weiß zu helfen – und manchmal macht auch ein einziger Mensch den entscheidenden Unterschied!

Dieses Bilderbuch kommt mit wenigen Worten aus! Das liegt aber nicht daran, dass es wenig zu erzählen hätte – ganz im Gegenteil, die Geschichte ist wichtig, es geht ums Anderssein und die Schwierigkeiten der großen Masse, damit umzugehen. Marc Majewski, der zugleich Autor und Illustrator ist, gelingt es mit bunten, verspielten Bildern zu kurzen Sätzen, alles zu erzählen. Und aufzuzeigen, wie gelingendes Miteinander funktionieren kann. Katharina Naumanns Übersetzungskunst haben wir übrigens herrliche Sequenzen zu verdanken: „… drehe ich mich rundherum und wirbele und zwirbele und flattere und wedele.“
Ein absoluter Bilderbuchliebling!

Verlag von Hacht, Übersetzung Katharina Naumann, 978-3-96826-029-7, € 16,00

Helme Heine: Mini – Keine Angst vor großen Tieren

„Im dunkelsten Teil des Kellers, tief unter der Treppe, wohnten Vater und Mutter Maus mit ihrer Tochter Mini. Sie lebten sehr zurückgezogen, denn sie waren umgeben von Feinden. Sie verhielten sich mucksmäuschenstilll, damit man sie nicht entdeckte.“
Vater und Mutter Maus bleiben stets in ihrem Refugium – Mini hingegen zieht die Sonne und das Leben draußen sehr an. Weil die Eltern kluge Eltern sind, lassen sie sie ziehen, aber sie geben ihr gute Ratschläge mit auf den Weg. Verteidigen solle sie sich, verkleiden oder tarnen – und manchmal listig sein. Der Glaskäfig, aus dem heraus Mini die Welt erst einmal bestaunen soll, der ist kein wirklicher Schutz, ein Fuchs und ein großer Stein genügen und Mini nimmt die Beine in die Hand. Aber sie lässt sich nicht entmutigen, auch von weiteren gefährlichen Begegnungen nicht. Als sie wieder einmal nach Hause flüchten muss, fragt sie ihren Vater, warum keiner da draußen sie mag. „Die Großen mögen die Kleinen nicht“, ist seine Antwort. Aber nach einigen Rückfragen weiß sie, dass das nicht stimmt, wenn es um die eigenen Kinder geht: die mögen die Großen sehr wohl. Ob sich vielleicht einfach die Kinder zusammentun?

Dieses neue Bilderbuch ist ein echter Helme Heine: Erzählt wird eine kluge Geschichte in einfacher und herzanrührender Sprache – und mit wunderbaren Illustrationen. Muss man ganz oft lesen (finde ich) und direkt neben „Freunde“ ins Regal stellen!

Diogenes Verlag, 978-3-257-01315-3, € 18,00

Josh Lieb / Nikolai Renger: Kapitel 2 ist weg!

„Das zweite Kapitel ist verschwunden. Gestern war es noch da. Es kann nicht weggelaufen sein. Jemand hat es gestohlen. Es gibt keine Lösegeldforderung. Dabei würde ich jeden Preis zahlen, um Kapitel 2 zurückzukriegen. Denn ohne das zweite Kapitel ist das Buch nicht vollständig. Wenn du Kapitel 2 zufällig findest oder dir irgendwelche verdächtigen Gestalten auffallen, ruf bitte die Polizei!“

Kurze, prägnante Sätze, comicartige Illustrationen, die man sich unbedingt genau angucken muss, und eine irrwitzige Geschichte: Dieses Bilderbuch eignet sich perfekt für Kinder, die demnächst in die Schule kommen oder ihre ersten eigenen Leseerfahrungen schon gemacht haben. Es erzählt nichts weiter als die Suche nach dem fehlenden Kapitel – mit Kommissarin und versteckten Hinweisen in Bild und Text. Hin und wieder sind es auch Infos zur Rechtschreibung, die zur Lösung beitragen, da sie stimmig in die Geschichte eingewoben sind, kommt das auch absolut nicht anbiedernd oder oberlehrerhaft daher. „Kapitel 2 ist weg! Eine mysteriöse Geschichte in (ungefähr) 16 Kapiteln“ ist vor allem eine wirklich gut erzählte Geschichte mit wunderbar dazu passenden Bildern!

Carlsen Verlag, Übersetzung Boris Löbsack, 978-3-551-52134-7, € 13,00

Marit Larsen / Jenny Lovlie: Eine Handvoll Freundschaft

„In dieser Stadt gibt es so unendlich viele Häuser. So viele Dächer und Wände und Türen und Fenster und Türklingeln und Bäume und Geheimnisse. Doch hier wohnt Agnes. Hier und nur hier. Dass sie irgendwo anders wohnen könnte, ist so gut wie undenkbar. (…)“

Agnes kennt sich sehr, sehr gut aus in ihrem Haus – und eigentlich mag sie es sehr gerne, wenn alles genau so ist wie immer. Doch irgendwann steht da ein fremdes Mädchen neben einem Berg an Sachen und noch am selben Tag zieht Anna mit ihrer Familie ins Haus ein. Bis die beiden sich kennenlernen dauert es aber noch ziemlich lange …

Dieses sehr detailfreudig und leuchtend illustrierte Buch erzählt, wie es ist, wenn sich das Leben ändert. Dabei lässt es einige Leerstellen, die man wunderbar nutzen kann, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel gibt es keine Erklärung dafür, warum Anna Agnes Einladung zum Schaukeln nicht wahrnimmt – wir Großen wissen, dass dies ganz unterschiedliche Gründe haben kann. Aber auch ohne „Nacharbeitung“, einfach durch die Geschichte selbst, ist dieses Buch tröstlich und Mut machend.

Verlag Oetinger, Übersetzung: Nora Pröfrock, 978-3-7512-0308-1, € 15,00

Hans-Christian Schmidt / Andreas Német: Das komische Gefühl

„Hallo du! Weißt du, wer ich bin? Ich bin das komische Gefühl. Was? Du siehst mich nicht? Ja klar, du kannst mich auch gar nicht sehen. Niemand kann mich sehen. Man kann mich nur spüren. Meistens irgendwo so zwischen Bauch und Herz. (…) Jeder Mensch hat manchmal so ein komisches Gefühl wie mich.“
Es gibt Bilderbücher, die Kinder beim wichtigen Thema Selbstbehauptung unterstützen können. Manche sind eher zurückhaltend in Wort und Bild, andere sehr klar und deutlich. Nicht alle schaffen es, Situationen als problematisch darzustellen ohne einen angstmachenden Grundton aufzurufen. Das Bilderbuch „Das komische Gefühl“ kommt ohne diesen Grundton aus, es ist sachlich und ziemlich gut gelungen: Zum einen verdeutlicht es, dass jeder mal ein komisches Gefühl hat – es ist nicht falsch oder blöd, sich so zu fühlen. Zum anderen erklärt es sehr genau, dass Situationen oft gar nicht komisch beginnen – es aber irgendwann sein kann, dass sie komisch werden. Dann muss man auf die eigene Wahrnehmung hören … Außerdem zeigt es, gestalterisch sehr klug umgesetzt, was man tun kann, wenn das komische Gefühl kommt.

Der Klett Kinderbuchverlag macht wirklich gute Bücher. Dies hier ist eines davon.

Klett Kinderbuchverlag, 978-3-95470-268-8, € 15,00

unsere Bilderbuch-Lieblinge in 2022:
Britta Teckentrup: „Das große Buch der Tiergedichte und Lieder“

Hausbücher bieten einen vielfältigen Schatz an Lese- und Vorlesemöglichkeiten, sind fürs Immer-wieder-in-die-Hand-Nehmen gemacht. Meist sind sie prächtig illustriert und das oft durchgehend durch die*den gleichen Künstler*in. Es gibt sie mit Märchen, Weihnachtlichem, Sprachspielereien, für kleine Menschen und die ganze Familie. Auch thematische Zusammenstellungen sind nicht ungewöhnlich.

Eine solche thematische Sortierung über Tiere gibt es seit diesem Jahr im Verlag ArsEdition mit den großartigen Illustrationen von Britta Teckentrup. Teckentrup hat einen ganz eigenen Stil, sie arbeitet sowohl mit Aquarellfarbe als auch mit der Schere sowie mit verschiedenen Drucktechniken. Ihre Farbgebung ist eher gedeckt aber sie ist trotzdem freundlich und oft mit leuchtenden Details. Vor allem aber sind die von ihr gestalteten Tiere absolut archetypisch, man erkennt mit dem ersten Blick, welches Tier das ist, selbst wenn es sich nur um eine Silhouette handelt.

„Das große Buch der Tiergedichte und Lieder“ bietet für jeden Tag des Jahres entweder ein Gedicht oder ein Lied. Sehr schön sind auch die abgedruckten Noten, sodass die Lieddrucke wunderbar in Musik umsetzbar sind. Es ist eine vielfältige Mischung aus alten und neuen Texten, Tiere des ganzen Kontinents haben ihren „Auftritt“. Einzige kleine Kritik: Der Inhalt des Buches ist so schön und rundum gelungen, dass ich mir einen Leinenrücken gewünscht hätte. Das wäre ein wenig teurer gekommen – aber es wäre angemessen …

Verlag arsEdition, 978-3-8458-4434-3, € 28,00
Delphine Bournay: Im tiefen finsteren Wald

„Im tiefen finsteren Wald leuchten Augen auf. Im tiefen finsteren Wald klappern Zähne aufeinander. Im tiefen finsteren Wald zerreißt ein Gebrüll die Stille der Nacht.“ Drei Doppelseiten, drei Sätze – und daneben immer nachtblauer Wald mit zarter Abenddämmerung. Auf der ersten Doppelseite sieht man nur Augen, auf der zweiten Augen und Gebiss und auf der dritten zusätzlich Geheul. Auf der vierten Seite dann Auftritt Wolfsmama: „Seid ihr übergeschnappt? Was soll das Gebrüll? Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist? Ihr weckt noch alle auf im tiefen finsteren Wald!“ Wolfskinder sind aber wie alle anderen Kinder auch: Sie wollen nicht schlafen. Sie wollen ein Küsschen, eine Geschichte – und hat Mama sich auch um die ganzen Auas gekümmert? Mama sagt, alles erledigt. Nur das Lied, das hat sie wirklich vergessen …

Delphine Bournays Bilderbuch spielt sehr geschickt mit Erwartungen und kleinen (oder größeren) Ängsten. Auf den ersten Blick ist alles ziemlich gruselig und auch auf den zweiten Blick, mit der zweiten und dritten Doppelseite, bleibt das so. Um dann in den normalen Kinderalltag zu kippen – welches Kind geht schon gerne ins Bett? Und welchen Eltern sind die Tricks und Kniffe, das Schlafen hinauszuzögern, unbekannt? Genau dieses Alltägliche zeigt sehr anschaulich, dass Angst zu haben oft gar nicht nötig ist. „Im tiefen finsteren Wald“ endet übrigens mit einem leisen „Knacks!“, und ja, auch mit der dazu passenden (gemalten) Erklärung.

Picus Verlag, Übersetzung: Alexander Potyka, 978-3-7117- 4029-8, € 17,00

Bruno Hächler / Laura D’Arcangelo: Noch einer oben drauf

„Der kleine Ameisenbär schaukelte auf dem Rücken seiner Mutter durch die Gegend. Das war das Beste: Auf Mamas Rücken sitzen. Die Nase in die Luft strecken. Gucken. Genießen. Nur manchmal fühlte er sich etwas einsam …“

Was macht man, wenn man sich einsam fühlt? Einladungen aussprechen. Der kleine Ameisenbär fängt damit an und hört gar nicht wieder auf: Erst kommt der Dachs zu ihm auf Mutters Rücken, dann die Ente, später der Hase, ein Eichhörnchen und eine ganze Froschfamilie. Mit Schnecke, Fuchs, Maulwurf und Siebenschläfer wird es dann doch langsam eng – und der Reiher, der sich auf die Spitze setzt, kommentiert folgerichtig mit „Wie wackelig!“, direkt bevor alle herunterpurzeln. Alle, außer dem kleinen Ameisenbären …

Selten habe ich ein Bilderbuch in der Hand gehabt, bei dem man so genau hinsehen muss: Laura D’Arcangelos Tiere sind nicht scharf gegeneinander abgegrenzt, sie fließen ineinander über. Das liegt sowohl an der (sehr dezenten) Farbwahl, als auch an ihrer Stiftführung – und es macht großen Spaß, alles zu entdecken! Die herzenswarme Geschichte, die so neu nun doch nicht ist, bekommt durch einen Einblick in die jeweilige Lebenssituation der einzelnen Tiere eine besondere Drehung.

Und natürlich sind auch die sich wiederholenden Sprachelemente eine tolle Sache, gerade beim Vorlesen, sie laden förmlich zum Mitmachen ein. Ein wunderherrliches Buch, nicht nur für Kinder und Mütter!

Nord-Süd-Verlag, 978-3-314-10597-5, € 15,00
Frauke Angel / Volker Fredrich: Hagar die Schreckliche

„In unserem Hof spielt ein neues Mädchen. Es heißt Hagar. Uns gefällts. Aber unsere Mütter finden das schrecklich. Meine Mutter, Josefines Mutter und besonders die von Tristan und Isolde.“ Warum das so ist, das wird schnell klar: Die Mütter verbringen ihre Zeit im Hof damit, sich über neue Frisuren, Mode und Tratsch zu unterhalten und dabei Sandkuchen zu backen – während die Kinder möglichst brav und geschniegelt daneben sitzen sollen. Hagar hingegen trägt wilden Zopf, eine Hose, die auch ein Rock sein könnte. Und sie klettert auf den Baum. Viel zu gefährlich, das haben die Mütter schon immer gesagt! Das hinaufgerufene „Stell dir vor, du fällst runter!“ beantwortet Hagar sehr entspannt mit „Wieso soll ich mir das vorstellen? Ich bin doch nicht doof!“ und klettert einfach weiter. Bis sie die Äpfel im Baum pflücken kann. Dann beginnt doch tatsächliche eine große Apfelfreude. Für alle!

Die Heldin ist toll, die Geschichte überzeugend. Aber so richtig gut wird das Ganze durch Volker Fredrichs geniale Illustrationen. Seine Figuren haben viel Witz und er malt mit großem Ideenreichtum und vielfältigen Techniken. Hagar ist gar nicht schrecklich – Hagar ist einfach wunderbar!

Tulipan Verlag, 978-3-86429-522-5, € 15,00


Tania Goryushina / Andrej Kurkow: Warum den Igel keiner streichelt

Man schlägt das Buch auf – und sieht nur Stacheln. Es scheint eine besondere Geschichte zu sein … „Es ging einmal ein kleiner Igel die Dorfstraße entlang. Der Igel sah einen Jungen, der einen kleinen Hund streichelte, und der Hund war so glücklich und so zufrieden. Da beneidete der kleine Igel das Hündchen und ging weiter.“ So geht es ihm auch mit dem Kätzchen und dem Pferd – beide werden gestreichelt und der kleine Igel schaut wehmütig zu. Erst die Begegnung mit der Maus hilft ihm, zu verstehen. Und in Folge des Verstehens, auch, trotzdem glücklich zu sein.

Andrej Kurkow, geboren in St. Petersburg und in Kiew großgeworden, erzählt diese Geschichte, in der es – grob vereinfacht – um unterschiedliche Lebensmodelle geht, in kurzen Sätzen. Dazu passen die anrührenden Illustrationen der Kiewerin Tania Goryushina: In eher verhaltenen Farben und einer Mischung aus Aquarell- und Buntstiftzeichung macht sie die Gefühlswelt des kleinen Igels sehr nachvollziehbar. Ein „großes“ Buch auch schon für Menschen ab drei Jahren!

Diogenes Verlag, Übersetzung: Angelika Schneider, 978-3-257-01286-6, € 14,00

Hanjo Fritzsche / Olgan Antonava: „Spring wie ein Känguru!“

„Elegant und zugleich kraftvoll bewegt sich der Tiger durch den tropischen Urwald. Mit seinen großen, aber weichen Tatzen pirscht er sich langsam und lautlos an seine Beute heran. Erst wenn er nah genug ist, sprintet er auf allen vieren los. Kannst du dich auch so leise und elegant heranpirschen wie ein Tiger?“ Damit beginnt die erste Seite mit Bewegungsübungen und Spielideen dieses klug und witzig konzipierten Buches. Vorher erklärt der Autor uns, warum er die Übungen so zusammengestellt hat, warum Bewegung überhaupt so wichtig ist und warum er auch Erwachsenen dazu rät, diese Übungen zu machen. Dieser Prolog ist für Kinder eher nicht interessant – mit dem Tiger jedoch starten auch die Kleinen so richtig durch! Dabei sind besonders die Spielideen, welche die Grundübungen jeweils ergänzen, wirklich witzig. Sie sind jeweils an ein Tier angelehnt – Illustratorin Olga Antonava war viele Stunden zur Recherche im Zoo – und neben den Anleitungen, die gut nachzumachen sind, gibt es immer auch eine tierische Sachinfo.

Und ja: Auch die Atmung ist, sofern sie wichtig für die Übung ist, mit ausgeführt. Das habe ich in anderen Büchern mit Bewegungen für Kinder schon anders gesehen, dabei ist es bei manchen Übungen absolut wichtig. Dieses Bilderbuch ist rundum gelungen!

Loewe Verlag, 978-3-7432-1230-5, € 14,00
Romana Romanyschyn / Andrij Lessiw: Hören

„Am Anfang war es still. Aber dann wurde es laut. Das Universum füllte sich mit Klängen. Der Schall ist unsichtbar. Aber er erregt unsere Aufmerksamkeit, wir horchen auf und … hören hin.“ So beginnt dieses außergewöhnliche Sachbilderbuch, das auch noch ein Geschwister hat, welches sich mit „Sehen“ beschäftigt. Auf rund 60 Seiten erklären uns die beiden Autor*innen die Welt der Geräusche, wie und wo sie entstehen. Aber auch, wie wir Menschen sie wahrnehmen. Sie erzählen, dass es Kommunikation nicht nur mit Worten und Schall gibt, und dass unser Ohr gar nicht alle Töne hören kann. Sie zählen zum Beispiel auch auf, wie viel Dezibel einzelne Geräusche haben, also, wie laut sie sind. Das alles ist übersichtlich und klug arrangiert.

Die leuchtenden Illustrationen sind sehr besonders und sie machen richtig gute Laune. Sie laden zum Durchblättern ein, einfach so, ohne wirkliches Ziel – klüger wird man eh‘ auf jeder Seite! Das Buch ist übrigens eine runde Sache: Es endet mit der relativen Stille im Mutterbauch und dem sich daran anschließenden Entdecken der Welt und ihrer Geräusche.

Gerstenberg Verlag, aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe, 978-3-8369-6051-9, € 20,00
Tilde und Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht

„Weit fort in einem kalten Land – steht Wanjas Haus am Waldesrand. – In langen Zapfen hängt das Eis – und ringsumher ist alles weiß.“ Wanja hat es sich gerade im Bett gemütlich gemacht, als es klopft: Der Hase hockt im Schneesturm und bittet um Einlass, er friert so unsäglich. Der wird im gewährt. Kaum liegen sie eingemummelt, klopft es wieder, diesmal bittet der Fuchs um eine Nacht in der Wärme. Auch ihm wird, nachdem er bei seiner Ehre versprochen hat, dem Hasen nichts zu tun, dies genehmigt. Und mit dem Bären ist es, noch einmal ein bisschen später, dasselbe. Am nächsten Morgen, der Schneesturm ist vorbei, schleichen sie sich nach einander hinaus.

Dass diese drei Kameraden sich absolut nicht vertragen, dass wissen schon ganz kleine Kinder. Aber, wenn es alleine zu schrecklich ist, dann rauft man sich zusammen – diese Botschaft steckt in diesem vortrefflich gereimten Buch. Danach kann man wieder vorsichtig sein, Hase, Fuchs und Bär sind das auch. Aber im Sturm steht man zusammen. Ich finde, das ist im derzeitigen Weltgeschehen ein wichtiger Grundsatz und wenn er schon von kleinen Kindern gelernt wird, dann ist das eine gute und tröstliche Sache. Und tröstlich ist das Buch auch, weil die ganze Geschichte von den zauberhaften Bildern von Reinhard Michl ergänzt wird.

Ellermann Verlag, 978-3-7514-0026-8, € 18,00
Susanne Pypke: Das Bastelbuch für die Allerkleinsten – Wolle und Stoff

Streng genommen ist das natürlich kein Bilderbuch. Aber es wendet sich an Kinder im Vorschulalter und jünger, da ist dies doch die passendste Kategorie?!? „Frühforderung für Kreativminis ab 2 Jahren“ steht oben in der Ecke. Eigentlich steht bei meiner Empfehlung aber gar nicht der Frühförderungsgedanke im Vordergrund – sondern das Vergnügen, etwas zu Basteln. Etwas, dass dann vielleicht gar nicht einfach im Regal liegt, sondern praktisch nutzbar ist. Und für das man nicht erst einen Rieseneinkauf im Bastelladen machen muss (den haben wir hier eh‘ nicht …)

Die hübschen Stoffschmetterlinge lassen sich zum Beispiel als Haarschmuck verwenden. Das Sorgenfresserchen macht genau das, was sein Name besagt und die Webbecher sehen als Stifthalter wirklich hübsch aus und sind perfekt zum Verwerten von Wollresten geeignet. Mein Favorit sind aber die Webmonster, das Springseil und die Tawshi-Topflappen – weil sie je nach Material und Ausführung ganz unterschiedlich aussehen können und eben jeder nach seinem Können aktiv werden darf. Ab 2 Jahren halte ich für ziemlich ambitioniert, aber da auch witzige Sachen für Vorschulkinder in diesem tollen Buch enthalten sind, stört mich das nicht allzu sehr. Hilfreich sind übrigens auch die letzten acht Seiten: Da steht Grundsätzliches übers Basteln mit Kindern.

Frechverlag, 978-3-7742-4614-6, € 14,00
Hannah Pang und Clover Robin: Jahreszeiten

„Schau, wie aus neuen Knospen frische grüne Blätter wachsen, wie das Laub im Sommer dichter wird, bis der Baum im Herbst seinen gelbbraunen Blättermantel abwirft. Er schützt und ernährt die Tiere, die bei ihm wohnen.“ Mit der Doppelseite über die Eiche beginnt dieses klug konzipierte und toll gestaltete Sachbilderbuch. Pang und Clover bilden alle vier Jahreszeiten des Eichenbaums ab, mitsamt Flora und Fauna seiner Umgebung. „Der Baum steht immer still auf seinem Platz, während sich die Natur ringsum ständig verändert. Die mächtige Eiche und alle Lebenswesen auf ihr und um sie herum müssen sich jeder Jahreszeit anpassen, um überleben zu können.“ Weiter geht es mit dem Nordpol und der Arktis, den Mangrovenwäldern Australiens, dem Drachental in China und der Grassavanne Masai Mara in Kenia. Immer gibt es großflächige Übersichtsbilder und kleinere detaillierte Abbildungen einzelner Tiere und Pflanzen. Und sowohl eine allgemeine Erklärung als auch Kurzbeschreibungen der Details. Außerdem wird stets der Jahreslauf beschrieben, meist mit Hilfe der vier Jahreszeiten. Allerdings gibt es durchaus auch andere Einteilungen: bei den Mangrovenwäldern zum Beispiel ist es die Abfolge von Trockenheit und Überschwemmung. Das ist wirklich erhellend und spannend! Für Kinder ab 4 Jahren und übers Kindergartenalter hinaus.

Übersetzung: Karlheinz Dürr, cbj Verlag, 978-3-570-17852-2, € 16,00
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