Unsere Newsletter im März 2023 - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Die BücherEulen im März 2023:
Büchereule 02-03-2023

Liebe Büchermenschen,
   
stellen Sie sich bitte einmal vor, Thomas Mann hätte in seinen Buddenbrooks die Rezepte für ein Fünf-Gänge-Menü für 30 Personen mit verwoben. Mitten hinein in seine absatzlangen Sätze, zwischen diverse Kommas hätte er sie geschrieben, in seiner wunderbaren Sprache. Und natürlich hätte er das weder chronologisch in der Menüfolge noch im eigentlichen Rezept getan … Und nun sollten Sie dieses Menü nachkochen. Vielleicht haben Sie einige Erfahrung in der Großküche, dann fällt es Ihnen halbwegs leicht. Selbst ein bisschen Übung in der häuslichen Küche macht es einfacher. Und dennoch ist dieses Unterfangen mit großen Schwierigkeiten verbunden.
Und jetzt stellen Sie sich bitte vor, ein Mensch sitzt vor Ihnen, dem es schwerfällt, sinnerfassend zu lesen. Er steht damit bei sehr vielen Texten vor ebendieser Herausforderung: Wo sind die wichtigen Sequenzen, in welche Reihenfolge gehört das Ganze, ergänzt dieses Verb dieses Hauptwort oder jenes? Schwierige Worte kann er vielleicht gar nicht lesen. Oder versteht den Sinnzusammenhang eines zusammengesetzten Hauptwortes nicht - Kartoffelknödel zum Beispiel sind nun mal keine „normalen“ Kartoffeln; und wenn man das nicht lesen kann, wird es völlig falsch.
Selbstverständlich könnte man ihm die Buddenbrooks vorlegen. Aber genauso selbstverständlich würde dieser Mensch diesen Roman einfach nicht verstehen. Die Worte und Sätze sind zu lang, der Inhalt nicht strukturiert genug, die Reihenfolge nicht chronologisch. So wie wir die Buddenbrooks, um eine Menüfolge ergänzt, nicht zum Kochen nehmen können, so kann dieser Mensch diesen Roman einfach nicht verstehen.

Warum ich das erkläre? Weil in unserem kleinen Verlag gerade Literatur in einfacher Sprache erschienen ist: George Orwells „Farm der Tiere“ in der Übertragung von Bettina Bär. In dieser Form ist der Klassiker passend für junge Menschen, die sich mit dem sinnerfassenden Lesen schwertun. Die einfach die Möglichkeit haben sollen, wichtige Texte der Weltliteratur in für sie lesbarer Form zu erhalten.
Bettina Bär weiß als Förderschullehrerin sehr genau, wie Texte für leseschwache Menschen sein müssen: mit viel Fleiß und Fingerspitzengefühl hat sie den Text vereinfacht und verkürzt, andere Worte gewählt, Zusammenhänge erstellt – und erst nachdem sie es mit einer Klasse durchgearbeitet hatte, entstand die Idee, ein Buch daraus zu machen. Sie hat übrigens diese Geschichte ausgesucht, weil es inhaltlich relevant auch für Schüler*innen ist. Aber auch, weil „Farm der Tiere“ in Inklusionsklassen von allen gelesen werden könnte. Entweder in der Orwell’schen Originalfassung – oder eben in der einfachen Fassung. Gleichzeitig.
Da Leseförderung ein Hauptanliegen von mir ist, passt das Konzept wirklich gut zu uns und ich bin der Autorin sehr dankbar, dass wir das machen durften.

  

Am Dienstag ist Welttag der Poesie. Zu diesem Anlass wurden zwanzig Lyrikbände, davon zehn verfasst von deutschsprachigen Autor*innen und zehn aus der ganzen Welt, ausgewählt, deren Poesie besonders beeindruckt. Wir haben nicht alle vorrätig, aber mehr als die Hälfte der ausgewählten Titel sind da. Wobei ich besonders berührt von diesen beiden Titeln bin; sie stehen sich scheinbar entgegen – eine Russin und ein Ukrainer -, aber eigentlich verlangen sie vor allem beide nach Menschlichkeit.
Ab Dienstag können Sie hier auch die Begründung der Jury für ihre Auswahl nachlesen – meiner Erfahrung nach ist es manchmal sinnvoll, die richtige „Brille“ aufzusetzen und die Hintergründe zu den Gedichten helfen da sehr.  LINK
(Achtung, der Link wird erst am Dienstag, 21.03.2023, freigeschaltet.)
Bei uns liegen auch Broschüren bereit, in denen alles dokumentiert ist, sie können einfach mitgenommen werden.
Wenn Sie Zeit und Interesse haben: An diesem Welttag der Lyrik lese ich gerne auf „Zuruf“ Gedichte vor. Axel Dielmann vom gleichnamigen Verlag hat mir erlaubt, Texte aus dem „EU-Lyrik-Reisepass“ vorzutragen – und das freut mich sehr, denn das ist eine vielstimmige Anthologie, die gleichzeitig die Gemeinschaft und die Unterschiede der EU-Staaten und -Grenzen aufzeigt. Das Angebot gilt für die gesamten Öffnungszeiten an diesem Dienstag. Ach, und, Lyrik-Postkarten haben wir auch für Sie.

Maria Stepanova arbeitet derzeit am Berliner Wissenschaftskolleg. Wie sehr viele Lyriker*innen und überhaupt Schriftsteller*innen lebt sie nicht allein von ihren Werken, sondern hat einen „Brotberuf“.
Marie Paschke-Diergarten konnte mit dem Dichten ihre Miete auch nicht zahlen – und trotzdem empfand sie eine große Zufriedenheit, wenn Geld fürs Schreiben eintraf:

Mein erstes Honorar

Von meiner Arbeit schaut' ich sinnend auf,
ich hörte fremde, unbekannte Schritte,
der Feldbriefträger kam zu mir hinauf,
schon stand er in des Stübchens trauter Mitte.
"Für mich?" frug ich — ein Irrtum ist's fürwahr
doch als ich die Adresse dann erkannte,
war's ganz gewiß "mein erstes Honorar",
das man für meine erste Arbeit sandte!

"Mein erstes Honorar!" - Der traute Klang
aus diesen Worten, der in jener Stunde
wie Sonne in mein einsam‘ Leben drang,
erfüllt mein Herz mit warmer Dankeskunde.
Sind meine Hände müde und erschlafft,
will Zweifel sich an meinem Können regen,
aus diesen Worten schöpf ich neue Kraft:
"Mein erstes Honorar - mein erster Segen!"

Viele Schriftsteller*innen veröffentlichen in Kleinverlagen, diese leisten eine wirklich wichtige Arbeit für die Buchkultur. Eigentlich sollte man sie ständig „nach vorne schieben“, aber das gelingt nicht immer. Jedoch an einem festen Tag im Jahr, dem indiebookday, liegt das Hauptaugenmerk der ganzen Welt (glaub ich 😉 ) auf diesen Verlagsperlen. Dieser Tag ist immer Ende März, diesmal am Samstag, 25.03.2023. Wir haben sowieso immer indies im Sortiment, aber an diesem Tag bereiten wir den Lieblingstiteln aus kleinen Verlagen eine richtige Bühne. Und für jeden, der in die Buchhandlung kommt, gibt es eine schöne, lesbare Überraschung (solange der Vorrat reicht).

Weder Andreas Wunn noch Penelope Fitzgerald sind in Kleinverlagen erschienen. Aber auch nicht in Konzernverlagen … Die Buchhandlungslandschaft in Deutschland ist sehr vielfältig – ein Grund zur Freude, finde ich.

Ralf Schwob empfiehlt - Andreas Wunn: Saubere Zeiten
Der Berliner Journalist Jakob Auber kehrt ins Elternhaus nach Trier zurück, weil sein Vater im Sterben liegt. Er vererbt seinem Sohn nicht nur das Haus, sondern auch einen ganz besonderen Nachlass darin: In Jakobs Kinderzimmer hat der der Vater in den Monaten vor seinem Tod eine Art Familienarchiv angelegt, das auch Tonbänder enthält, auf denen der Vater über seine Kindheit und Jugend spricht.
Jakob taucht immer tiefer in die Geschichte der eigenen Herkunft ein, befragt seine eigene Erinnerung, stößt auf Lücken und Ungereimtes. Seinem Großvater, Theodor Auber, gelang nach dem Krieg dank seines Erfindungsreichtums der Aufstieg vom Drogeriebesitzer zum einflussreichen Waschmittelfabrikanten. Dass seine Familie einmal reich gewesen ist, weiß Jakob nur aus den wehmütigen Erzählungen der Großmutter. Warum dieser Reichtum in den 60er Jahren wieder verlorengegangen ist, darüber wurde nicht gesprochen.
Im Familienarchiv findet Jakob auch Bilder einer jungen Frau, Bella, die bei seinem Großvater in der Drogerie gearbeitet und in die sich der Vater damals als Teenager verliebt hat. Bella verlässt Deutschland jedoch in den späten 50er Jahren und bricht den Kontakt zu ihm ab. Offenbar gab es aber zwischen Jakobs Vater und der geheimnisvollen Frau kurz vor dessen Tod noch einmal einen kurzen Briefwechsel …
Jakob macht sich auf die Suche nach Bella und findet dabei nicht nur heraus, worauf sich der Reichtum der Familie wirklich gründete und warum er wieder endete, sondern auch wie sich das Schweigen zwischen den Männern in der Familie bis zu ihm fortsetzt.
„Saubere" Zeiten ist ein spannender und zugleich tiefgründiger Roman über Familiengeheimnisse, die deutsche Nachkriegszeit und darüber, wie eine Schuld auch die nachfolgenden Generationen prägt, ohne dass ihnen das bewusst ist.
Aufbau Verlag, 978-3-351-03890-8, € 22,00

Penelope Fitzgerald: Die Buchhandlung
Florence Green wagt einen Neuanfang: Sie eröffnet eine Buchhandlung in Harborough, einem kleinen, sehr schlecht erreichbaren Ort an der englischen Küste. Dafür nimmt sie einen Kredit auf und kauft das Old House, das kleine, feuchte, älteste Haus der Gemeinde. Schon das Gespräch mit Mr. Keble von der Bank gestaltet sich schwierig – er scheint eine irritierende Vorstellung vom Buchhandeln zu haben und es mit Kulturvermittlung zu verwechseln. Florence Green hingegen weiß, was sie tut, sie hat es in jungen Jahren von der Pike auf gelernt, und ist sich sehr genau bewusst, dass ein glückliches Unternehmen auf Gewinnerzielung beruht. So geht sie die Buchhandlung an, kauft Bücher und stellt eine sehr junge Gehilfin ein. Auf Bitten der Kundschaft integriert sie sogar eine kleine Leihbibliothek. Im ganzen Tun vergisst oder vielmehr verdrängt sie, dass Mrs. Gramstat, die im herrschaftlichen Haus lebt und das Sagen in Harborough hat, eben jenes Old House für ein Kulturzentrum hatte haben wollen. Das erste Weihnachtsgeschäft ist sehr erfolgreich, doch dann gibt es immer wieder Briefe von Anwälten, die für Unruhe sorgen …
Penelope Fitzgeralds Roman handelt nur vordergründig vom Führen einer Buchhandlung. Er ist eher eine Art Ortsbeschreibung, mit einer mutigen, klugen Frau im Zentrum, die gesellschaftlich über allen Dingen zu stehen meint – es aber natürlich nicht tut. Fitzgerald erzählt eher nüchtern, jedoch im typisch englischen, leicht ironischen Tonfall. Da sitzt jedes Wort und auch die ungewöhnlichste Beschreibung ist absolut nachvollziehbar. Übrigens: Auch wenn Florence Green Bücher mag und eine Buchhandlung ihr für den Ort notwendig und gewinnbringen scheint, von Büchern handelt der Roman tatsächlich fast nicht. Sehr reizvoll ist er trotzdem!
Suhrkamp Verlag, Übersetzung: Christa Krüger, 978-3-518-47021-3, € 12,00

Die anderen vier Empfehlungen – darunter eine unserer fitten Berufspraktikantin Amelie – finden Sie hier:  LINK

Und damit sind wir fast am Ende dieser Büchereule. Wie immer kommt an dieser Stelle die Info über die derzeitige Füllung im Bilderbuchpfad: Da ist Kathrin Schärers „So war das! Nein, so! Nein, so!“ übers Streiten und Vertragen spazierenzusehen. Frau Schärer ist eine echte Doppelbegabung, sowohl der knappe und trotzdem gehaltvolle Text stammt von ihr als auch die wunderbaren Illustrationen. Bis 02.04.2023 ist das alles dort zu sehen und es ist schon für Dreijährige gut geeignet.

Ach, und, damit es nicht vergessen geht: Bei unserer Losaktion bei der Buchmesse in Stockstadt kamen 535 € für Unicef, Stichwort Erdbebenhilfe Syrien und Türkei, zusammen. Ein großer Dank geht an Sie alle!

Alles Gute für Sie, angenehme Zeiten und nettes Miteinander wünschen wir. Und: Lesen Sie gut.

Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen

mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Fon 06258 4242, Fax 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224


Büchereule 01-03-2023

Liebe Büchermenschen,

nicht wundern – es gab tatsächlich keine zweite Büchereule im Februar. Der war irgendwie zur kurz und zu trubelig … Denn es ergaben sich auch einige Änderungen in den Veranstaltungsplanungen. Ich fange darum diesmal (sozusagen ausnahmsweise) mit den Terminen an …

Die Lesung mit Michel Bergmann musste verschoben werden auf Montag, 24.04.2023 um 19 Uhr und sie findet (auch das ist anders) in der Buchhandlung statt. Wir hoffen, dass der Termin auch für die Menschen passt, die sich schon angemeldet hatten; wenn nicht zahlen wir selbstverständlich die Eintrittsgelder aus. Da der Kriminalroman „Der Rabbi und der Kommissar: Du sollst nicht begehren“ in  Frankfurt spielt, gibt’s auch ein Gläschen Äppelwoi dazu (oder Apfelsaft, wer das lieber mag). Die Lesung steht dann in direktem Zusammenhang mit dem Welttag des Buches (dieser ist ja immer am 23.04.) und darum wollen wir einfach ein bisschen feiern.

Und: Leider bezuschusst der Staat über den Fond Neustart Kultur keine meiner Veranstaltungen. Ich war, obwohl in der ersten Hälfte des Antragszeitraums, einfach zu spät, die Gelder waren innerhalb von 12 Stunden (!) verteilt. Das hat allerdings auch den Vorteil, dass wir einfach verschieben können und uns dabei nicht um Beantragungen kümmern müssen 😊 Vielleicht hatten Sie sich das auch schon gedacht, weil ich für die Lesung Bergmann einen Vorverkauf gestartet habe. Es betrifft dann das ganze Konzept „Mord am 13.“ – wir sind gerade dabei, auch die Lesung mit Gertraude Selzer vom 13.05.2023 auf den 24.05.2023 zu verschieben. (Am 13.05.2023 ist nämlich Tag der Städtebauförderung, das wurde schon in 2022 gefeiert. Für 2023 haben Frau Fischer und Frau Koch von der Stadt nun auch ein Konzert für Abends  organisiert – und zwei tolle Veranstaltungen am gleichen Abend sind irgendwie auch nicht gut, oder?)

Ich halte Sie auf dem Laufenden, sobald alles komplett geregelt ist.

Für die Buchmesse in Stockstadt (11.03. und 12.03.) habe ich mir eine größere Aktion am Stand ausgedacht, als wir je hatten: Wir werden Lose zugunsten der Erdbebenopfer in der Syrien und der Türkei verkaufen. Jedes (!) Los gewinnt, wir haben wirklich schöne Preise zusammengestellt – darum wird der Lospreis mit 3 € auch eher hoch sein. Die drei Hauptgewinne werden die Blumengebinde sein, mit denen unser Stand jahreszeitlich geschmückt ist. Uli Wegert von Blumen Hägele macht sie besonders schön und umfangreich (ganz herzlichen Dank dafür!).
Für alle anderen Termine der Buchmesse (auch unsere) verweise ich nochmal auf den Flyer, den ich Ihnen mit der letzten Büchereule habe zukommen lassen.
Achtung: Am Buchmesse-Samstag haben wir nur von 9 bis 11 Uhr geöffnet – danach baue ich unseren Messestand auf!

Und leider gibt es auch auf der Buchmesse eine Änderung: Ende Februar haben wir als Team erfahren, dass „Was man von hier aus sehen kann“ aus technischen Gründen leider nicht zur Verfügung steht. Aber ich finde, dass „Der Buchladen der Florence Green“, der stattdessen gezeigt wird, eine wirklich schöne, herzerwärmende Alternative ist. Popcorn gibt’s dann vermutlich auch 😊

Auf den 22.04.2023 freue ich mich ganz besonders: Da gibt es zum zweiten Mal ein Lesefest zum Welttag des Buches. Geladen sind vor allem Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter, gerne mit Eltern, Großeltern, Freunden, Verwandten und Freunden von Verwandten. Wie 2022 ist wieder der Kinderschutzbund als Mitveranstalter dabei – auch das ist ein großer Grund zur Freude, das war nämlich im letzten Jahr ganz toll! Diesmal sind wir von 14 bis 18 Uhr am Start. Aber: Das Ganze kann nur bei gutem Wetter stattfinden, ein Zelt fällt in diesem Jahr aus Kostengründen weg. Und auch die Autorenlesung wird es so nicht geben. Dafür gibt es aber für jedes Grundschulkind, das zum Lesespaße um 16.30 Uhr kommt, ein Buch zum Mitnachhausenehmen.

Die paar Tage Urlaub haben mir sehr gut getan – Berlin ist eine fantastische Stadt! Es gibt dort unglaublich viel zu sehen und zu lernen. Die Zeit war also gleichzeitig zu kurz, weil wir so viel auslassen mussten, und zu lang, weil wir sowieso nichts mehr hätten erfassen können. Besonders beeindruckt hat mich die Ausstellung „Revolution Mauerfall“ im Hof der Stasizentrale an der Frankfurter Allee. Wir waren über drei Stunden dort, es gibt wahnsinnig viel zu entdecken. Ich war in den Jahren 1990 bis 1992 alle zwei bis drei Wochen beruflich in Freiberg in der Nähe von Dresden – und trotzdem habe ich sehr viel von dem, was in den 1980er Jahren in der DDR passierte, nicht wirklich gewusst. Wie viele Menschen da auf der Straße waren und dabei Kopf und Kragen riskierten! Wie wichtig die Rolle der Kirchen, der Künstler:innen und Umweltschützer:innen war, das war mir vorher nicht klar. Ich kann diese Ausstellung wirklich nur jedem empfehlen. Sie ist ganztägig besuchbar und kostet keinen Eintritt. Georg Büchner war übrigens auch im Herzen der Revolutionäre …
Geschichte wiederholt sich. Man wünscht den Menschen im Iran von Herzen, dass ihr auf-die-Straße-gehen auch von Erfolg gekrönt ist.

  

Ob ich wegen der paar Tage dort bei unserem ersten Termin „Gernsheim liest und hört zu“ zwei Bücher mit Berlinthema dabeihabe? Ich weiß es nicht. Aber es sind ganz tolle, beeindruckende und wichtige Bücher. James Thurber, das dritte Buch in dieser Runde, gibt es nur noch antiquarisch – seine Kurzgeschichten sind teilweise herrlich absurd. Zu lachen gibt’s also auch was.

Wie oben geschrieben: Der Februar war irgendwie zu kurz. Eigentlich für fast alles. Darum gibt’s jetzt ausnahmsweise noch zwei Februar-Empfehlungen. Der März ist in Arbeit, übers Wochenende finden Sie dann unsere Empfehlungen auf der Homepage. Der erste Tipp ist strenggenommen von Lars Baumann, einem Lieblingskollegen aus Recklinghausen. Er hatte das Buch bei unserem Buchvorstellungsabend im November vorgestellt – und nun kennen es noch ein paar Menschen mehr.

Ilona Hartmann: Land in Sicht
„Unter ferner liefen" – diese drei Worte wählte Janas Mutter immer, wenn sie auf den Vater angesprochen wurde, ironischer Unterton inklusive. Und für Jana war das Vaterlos-Sein auch kein Problem. Dachte sie zumindest. Bis ihr ein jugendlicher Bekannter von der ersten Begegnung mit seinem Vater erzählte. Es hatte ziemlich Überlegungen gekostet, doch irgendwann hatte Jana angefangen, den eigenen Vater zu suchen. Und ihn auch gefunden. Als Kapitän auf einem Donau-Kreuzfahrt-Schiff. Kurzentschlossen bucht sie genau auf dieser MS Mozart eine Fahrt. Je näher der Abfahrttag rückt, desto unruhiger wird sie: Was, wenn er ein Arschloch ist? Oder, noch schlimmer, wenn er richtig cool ist und sie damit leben muss, so viel versäumt zu haben?
„Land in Sicht" ist schnell gelesen. Das liegt nicht nur an der Dicke (eher: Dünne) des Buches, sondern auch am Schreibstil der Autorin – schnell, kurz, oft witzig. Und doch ist da ein doppelter Boden, ist da einiges an Lebenserfahrung, bleibt genug zum Nachdenken. Und obwohl die Story es hergäbe, bedient Ilona Hartmann die üblichen Klischees gerade nicht, sondern sie ergänzt oder verändert sie, bis wir Leser*innen uns genötigt sehen, alles mal genauer zu durchdenken. Wir sind mittendrin – und werden dabei wirklich bestens unterhalten!
Aufbau-Verlag, 978-3-7466-3932-1, € 11,00

Und der zweite Tipp ist auch nicht so ganz unbekannt: Von Erna Pinner hatte ich im Zusammenhang mit der Ausstellung im Jüdischen Museum in Frankfurt schon erzählt.

Erna Pinner: Curious Creatures
Wer die Büchereule bekommt, unseren Newsletter, der zweimal im Monat erscheint, der hat den Namen Erna Pinner schon gelesen. Denn im Januar habe ich auf eine Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt hingewiesen – sie heißt „Zurück ins Licht" – die vier Künstlerinnen vorstellt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt waren. Alle vier entstammen der jüdischen Gemeinde und sind entweder ins Exil gegangen (Erna Pinner und Ruth Cahn) oder wurden im dritten Reich ermordet (Rosy Lilienfeld und Amalie Seckbach). Meist gibt es nur wenige Werke, vieles ist von den Nazis zerstört worden, aber ein Besuch im Museum ist wirklich hochinteressant.
Erna Pinner bildet unter diesen vier Frauen insofern eine Ausnahme, als sie auch im Exil sowie nach dem Krieg noch künstlerisch tätig war. In jungen Jahren war sie viel gereist und ihrem Publikum durch illustrierte Reiseberichte bekannt. Mich begeistert, dass es ihr damals schon wichtig war, die westliche Brille abzunehmen, es ihr gelang, die indigene Bevölkerung der bereisten Länder nicht herabwürdigend darzustellen – so wie das fast alle vor ihr taten. Während des zweiten Weltkriegs und später war sie vor allem für ihre Naturbeobachtungen bekannt.
Seit November gibt es nun, versehen mit einem sehr guten Nachwort von Barbara Weidle, eine fantastische Neuauflage: „Curious Creatures – Seltsame Geschöpfe der Tierwelt". In vierzehn Kapiteln erzählt sie lakonisch und faktentreu von den erstaunlichsten Tieren, von deren ungewöhnlicher Nahrungssuche bis hin zu eigentlich artfremden Bewegungsabläufen: Und überall sind ihre detailreichen und interessanten Illustrationen mit dabei.
Weidle Verlag, 978-3-949441-05-9, € 30,00

Die Büchereule endet wie immer mit dem Bilderbuchpfad 😊 Noch bis Samstag ist dort „Mama, da steht ein Bär vor der Tür“ spazierenzusehen. Also husch, husch! Danach darf man sich zwei Wochen an „Die Prinzessin auf der Erbse“ erfreuen …

Wir wünschen Ihnen gute Tage! Es wäre schön, Sie auch auf der Buchmesse zu treffen – wir würden uns einfach sehr darüber freuen! Passen Sie also bitte gut auf sich auf  …
Und: Lesen Sie gut.

Herzlichst Ihre
Lucia Bornhofen

Mit dem Team der
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
FON 06258 4242,  FAX 06258 51777
info@buchhandlung-bornhofen.de
HRA Darmstadt 53224

P.S.: Auf einiger Menschen, die im Verteiler sind, hänge ich Bilder vom Veranstaltungsprogramm in der Stadtwabe an. Nicht wundern, ja?

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