Unsere Krimi-Empfehlungen in 2007:
Ein Kurs für Kreatives Schreiben.
Sie haben vor, einen Kurs für Kreatives Schreiben zu besuchen? Dann sollten Sie dies tun, bevor Sie diesen spannenden, lehrreichen, unterhaltsamen und ungewöhnlichen Kriminalroman lesen – und zwar aus genau zwei Gründen: erstens haben Sie danach vielleicht nicht mehr genug Mut. Und zweitens werden Sie den Kursleiter an Amy Gallup messen und da wird es für jeden echten Menschen wirklich schwierig…
Der Plot: Amy Gallup, Autorin von vier vergriffenen Romanen, bietet seit geraumer Zeit Kurse in Kreativem Schreiben an. Der neue Kurs beginnt ziemlich zäh, ihre üblichen Wortspielereien scheinen die Schüler eher zu verwirren als zu erheitern. In der Nacht darauf erhält sie einen anonymen Anruf „Bring mir etwas bei“: damit beginnt eine Reihe fieser verbaler Angriffe auf die Kursteilnehmer. Bald ist ein Schüler tot – Unfall oder Mord?
Jincy Willett: „Die Dramaturgie des Tötens.“, Rowohlt Verlag, € 9,95
Ein 500 Jahre alter Toter.
Ein Waldeigentümer entzieht plötzlich seine Zustimmung, die Grabungsstätte wird nachts verwüstet, ein Mitarbeiter verprügelt: es sind viele Widrigkeiten mit denen Dr. Linda Reinig bei ihren Ausgrabungen zu kämpfen hat. Und die nächste Aktion geht ihr förmlich unter die Haut – sie findet in ihrem Bett eine Klapperschlange und kann nach deren Biss gerade noch rechtzeitig den Notarzt rufen. Nach ein paar Tagen lähmender Angst regen sich Wut und Widerspruchsgeist und anstatt klein beizugeben, bittet Linda ihre Freunde Solo und Tarzan vom Sicherheitsdienst Securitruck um Hilfe…
Manfred H. Krämers Kriminalroman spielt rund um Schloss Auerbach, allein das macht ihn für uns Odenwald-Anrainer schon lesenswert. Darüber hinaus ist die Geschichte, die weit in die Vergangenheit hineinspielt, auch noch richtig spannend!
Manfred H. Krämer: „Der Kardinal von Auerbach.“, Heyne Verlag, € 7,95
Am Besten mit Stadtplan lesen.
Nicht jeder Tag, der schlecht beginnt, geht auch so weiter; manche werden noch schlimmer: der erste Einsatz ihres Arbeitstages führt Dottoressa Nelly Rosso ausgerechnet zum Paul-Klee-Gymnasium, der Schule ihres Sohnes Maurizio, genannt Mau. Laut Einsatzleitung haben sich zwei Schüler vor einer Drogenkontrolle aufs Dach geflüchtet – und einer davon ist Mau. Wenige Minuten später ist Francesco, der zweite Junge dort oben, tot. Und Francesco ist nicht der Einzige, der sterben muss, bevor Nelly ihre Ermittlungen abschließen kann.
Rosa Cerrato ist mit Leib und Seele Genueserin – da ist es nur verständlich, dass diese Stadt in ihrem Buch eine große Rolle spielt. Ihre bildhaften Darstellungen von Menschen und ihrer Umgebung geben ihrem gut geschriebenen, klar strukturierten Kriminalroman, der noch dazu viele überraschende Wendungen hat, einen ganz besonderen Reiz. Wirklich lesenswert.
Rosa Cerrato: „Schnee an der Riviera.“, Aufbau Verlag, € 9,95
Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?
Dr. Ellen Roth hat mit einem BIF zu tun, einem Besonders Interessanten Fall: die junge Frau wurde kurz zuvor mit schweren, durch Misshandlung entstandene Verletzungen und völlig apathisch auf ihrer Station der Psychiatrie eingeliefert. Tatsächlich gelingt es Ellen, an die Frau heranzukommen; doch außer der eindringlichen Bitte, sie nicht allein zu lassen, denn sonst käme der Schwarze Mann, erfährt sie noch nichts. Am nächsten Morgen ist die Frau verschwunden – und plötzlich scheint Ellen zur Zielscheibe eines mysteriösen Unbekannten zu werden…
Super spannend und bis zum Schluss nicht vorhersehbar: Wulf Dorns Erstling ist ausgesprochen gelungen!
Wulf Dorn: „Trigger.“, Heyne Verlag, € 9,95
Im Interesse der Partei.
Shanghai 1990. Oberinspektor Chen und Hauptwachtmeister Yu untersuchen den Mord an einer jungen, bildschönen Frau – erst nach einigem Aufwand können sie ihren Namen ermitteln, es ist die als Modell arbeitende Guan Hongying. Schon bald wird die politische Dimension des Falles klar: Guan war lange Zeit die Geliebte von Wu Xiaoming, dem Sohn eines hohen Parteikaders. Der Fall scheint Chens Parteilaufbahn zu beeinträchtigen und doch muss er, um seinem Gewissen treu zu bleiben, weiter ermitteln…
Der Autor Qiu Xiaolong erzählt, neben einem waschechten Kriminalfall mit allerlei Verwicklungen, viel über das Leben in China im ausgehenden 20. Jahrhundert. Dabei zeichnet er seine Hauptperson so glaubwürdig, dass man sich auf die weiteren Fälle mit Oberinspektor Chen freut.
Qiu Xiaolong: „Tod einer roten Heldin.“, Dtv, € 9,95
Schwarzhumorig…
Die Pianistin Pe Feyninger ist für ihre skandalträchtigen Konzerte bekannt – aber dieses eine Mal trifft sie keine Schuld: während ihres Spiels stürzt ein Mann zu Boden, begräbt einen anderen unter sich und im danach entstehenden Tohuwabohu haben beide keinerlei Überlebenschancen. War der Sturz ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord? Kommissar Jennerwein nimmt die Ermittlungen auf und hat bald mit widersprüchlichen Aussagen und viel Getratsche zu kämpfen.
Der Autor Jörg Maurer ist eigentlich Kabarettist: das merkt man jeder Seite des Buches an; liebevoll-ironisch und mit viel schwarzem Humor beschreibt er das Leben und Sterben in einem idyllischen Alpen-Kurort. Bei Maurer arbeiten sogar die seriösesten Berufe – vielleicht – mit doppeltem Boden…
Jörg Maurer: „Föhnlage.“, Fischer Taschenbuchverlag, € 8,95
Spannende Unterhaltung.
Ein geheimnisvolles Buch, das im 18.Jahrhundert verschwindet und erst 2006 im Laufe der Nachwirkungen des Irakkrieges wieder auftaucht. Ein mächtiger Wissenschaftler, der keinerlei Respekt vor dem menschlichen Leben hat und über Leichen geht. Eine engagierte, integere Archäologin, deren Tochter zugleich wagemutig und klug ist. Und ein zielstrebiger CIA-Agent mit unklaren Motiven: Das sind die wichtigsten Protagonisten in Raymond Khourys neuem Thriller. Einem Thriller, der durchaus Tiefgang hat und doch leicht zu lesen ist – sollten Sie also noch packendes Lesefutter für Ihren Urlaubskoffer benötigen…
Raymond Khoury: „Immortalis“, Rowohlt Verlag, € 9,95
Idyllisch?
In Saint-Denis, einer kleinen Gemeinde im Périgord, ist das Leben eher beschaulich. Benoit Courrèges, von allen nur Bruno genannt, ist hier Gemeindepolizist und als solcher für alle Belange des täglichen Lebens zuständig, für die Genehmigung eines Feuerwerkes genauso wie für die Organisation der jährlichen Gedenkfeier zum Sieg über die Nationalsozialisten am 8. Mai. Er kennt jeden Einwohner und ist seiner Gemeinde so verbunden, dass er stillen Ungehorsam gegenüber den Brüsseler Bürokraten mitorganisiert: diese kontrollieren den Wochenmarkt auf landestypische Spezialitäten hin, die nun auf Grund der EU-Vorschriften nicht mehr verkauft werden dürfen. Als ein Mord die Idylle stört, ein Mord der auch noch rassistische Hintergründe zu haben scheint, lässt sich Bruno weder durch die Gendarmerie noch von der police nationale von seinen Ermittlungen abbringen – auch wenn er damit seine Job riskiert. Und tatsächlich sind es gerade seine Personenkenntnisse sowie seine Liebe zu Saint-Denis, durch die der Mord schließlich aufgeklärt wird.
Diesen zugleich unterhaltsamen und gewichtigen Kriminalroman hat übrigens ein im Périgord und in Washington lebender Engländer verfasst.
Martin Walker: „Bruno, Chef de police“, Diogenes Verlag, € 19,90
Shan ermittelt.
Mit einem Blick in Mithäftling Trinles Gesicht erkennt der herbei eilende Shan, dass er sich geirrt hat: sein Freund hat nicht das jenseitige Aussehen des Selbstmörders, sondern schaut sehr genau auf etwas, dass sich unterhalb der steilen Felskante im Verborgenen befindet. Aufseher und Lagerleitung beschließen sehr schnell, dass Shan, der vor seiner Strafversetzung nach Tibet als Polizist in Peking arbeitete, den Mörder der gerade gefunden Leiche ermitteln soll…
Als Kriminalroman allein wäre der Fall schon lesenswert. Doch durch die wechselnden Perspektiven, die der Autor Eliot Pattison wählt und die persönliche Entwicklung seines Ermittlers ist es zugleich ein bemerkenswertes Plädoyer für Menschlichkeit und Zivilcourage.
Eliot Pattison: „Der fremde Tibeter.“, Aufbau Verlag, € 10,00
Unsere Krimi-Empfehlungen in 2006:
Heißer Tee und Weihnachtsplätzchen…
…sind genau das richtige Beiwerk für die Bücher um Tante Dimity – alternativ Glühwein und Lebkuchen. Denn Tante Dimity ist ein Geist, ein sehr aktiver, hilfsbereiter und redseliger Geist und die Kriminalfälle, die mit ihrer Hilfe gelöst werden, sind wirklich spannend. Dabei ist die Atmosphäre in den Geschichten erstaunlich friedlich.
Im ersten Band soll Lori Shepard nach Tante Dimitys Tod ein Buch herausgeben. Hierfür ist eine Überfahrt nach Finch in England nötig: der einmonatige Aufenthalt dort in einem kleinen Cottage ist eine der Bedingungen die Dimity gestellt hat. Und sollte Lori ihre Aufgabe erfüllen, winkt eine Erbschaft von 10.000 Pfund – geradezu paradiesisch, wenn man frisch geschieden, arbeitslos und fast ohne Geld wie Lori ist. Doch dort angekommen erkennt Lori, dass es wichtiger ist, Dimitys großes Geheimnis zu ergründen…
Nancy Atherton: „Tante Dimity und das geheimnisvolle Erbe.“, Blanvalet Verlag, € 7,95
Ungeahnte Schrecken …
Eigentlich ein ganz normaler Auftrag: Marie Escher soll mit Hilfe einer Unternehmensanalyse herausfinden, ob die Tochterfirma ihres Auftraggebers zukunftsfähig ist. Doch kurz nach Beginn der Arbeit kommt es zu einem sehr heftigen Konflikt zwischen ihren beiden Mitarbeitern, der ruhige und besonnene Konstantin Stavras verletzt, scheinbar völlig ohne Anlass, Rico Kemper schwer. Marie versucht, die Hintergründe zu klären und bald kommt ihr ein schrecklicher Verdacht: erforscht diese Firma vielleicht ein noch unbekanntes Mittel, das im menschlichen Gehirn das Gewaltpotential enorm erhöht?
Klug konstruiert und super spannend – so soll ein Thriller sein. Der in Hamburg lebende Autor Karl Olsberg ist mit seinem Erstling ein solcher Thriller gelungen und auch sein neues Buch „Der Duft“ ist ein Pageturner mit Gänsehautgarantie, den man nur widerwillig zur Seite legt.
Karl Olsberg: „Der Duft.“ Aufbau Verlag, € 9,95
Ein etwas anderer Kriminalroman…
Wer gerne Thriller liest, kann dieses Buch getrost zur Seite legen – der ausgesprochen unterhaltsamen Geschichte mangelt es zwar keineswegs an Spannung, aber die Autorin Donna Andrews legt noch mehr Wert auf ihre verschrobenen Charaktere und eine ungewöhnliche Rahmenhandlung:
Meg Langslow steht ein anstrengender Sommer bevor. Bei drei (DREI!!) Hochzeiten ist sie Ehrendame und somit für eine gute Planung und den reibungsfreien Ablauf des Festtages verantwortlich; das allein wäre schon Arbeit genug! Kurz nach der Ankunft in ihrem Elternhaus wird dann auch noch die schreckliche Mrs Grover tot aufgefunden. Dr. Langslow, Megs Vater, ist sich sicher, dass sie ermordet wurde und stellt, begeisterter Krimileser der er ist, eigene Nachforschungen an. Dabei gerät er zusehends in die Schusslinie des Mörders – oder irrt Meg sich und die vielen Mordanschläge sind doch nur Unfälle? So beginnt sie, selbst zu ermitteln…
Donna Andrews: „Falscher Vogel fängt den Tod.“, Verlag Bastei Lübbe, € 8,95
Reichlich unkonventionell…
Eine langjährige Ehefrau, die niemandem erzählt, dass ihr Mann im Koma liegt. Ein skrupelloser Schläger, den noch nicht einmal der Arm des Gesetzes bremst. Ein melancholischer Ex-Polizist an der Seite einer zum Drama neigenden Schauspielerin. Und ein Krimiautor, den das eigene mutige Eingreifen mehr überrascht als seine Mitmenschen. Außerdem dabei: eine fehlende Leiche, Geldwäsche, Bausünden und Mädchen aus Osteuropa, das alles vor der vielfältigen Kulisse des Theaterfestivals von Edinburgh. Reichlich viel für einen einzigen Roman?
Seit ihrem Erstling „Das Familienalbum“ ist Kate Atkinson für ihre feine Ironie und ihren guten Stil bekannt. In dem seit kurzem im Taschenbuch vorliegenden Buch „Liebesdienste“ kombiniert sie dies mit reichlich Spannung und ein wenig Slapstick – entstanden ist ein erfrischend unkonventioneller und sehr lesenswerter Kriminalroman!
Kate Atkinson: „Liebesdienste.“, Verlag Droemer Knaur, € 8,95
Ein wiederentdeckter Autor.
Jean Amila (1910 - 1995) ist neben Leo Malet einer der wichtigsten Autoren der Serie Noire, trotzdem ist er in Deutschland nahezu unbekannt. Der hier vorliegende Roman erschien bereits 1964 in Frankreich, wurde aber erstmals 2005 ins Deutsche übertragen – er ist kein bisschen verstaubt oder veraltert, vielmehr bietet er einen unbekannten und doch spannenden Einblick in die damalige Zeit.
Sergeant Steve Reilly ist der einzige seiner Kompanie, der die Landung der US-Truppen in der Normandie im Juni 1944 überlebt hat. Er beaufsichtigt nun, 20 Jahre später, die französischen Gärtner des Soldatenfriedhofs und es ist ihm ein großes Anliegen, den Toten den entsprechenden Respekt zu zollen. Nach dem Tod eines dieser Gärtner, Amédée Delouis, erfährt Reilly, dass nicht nur amerikanische Soldaten unter dem gepflegten Rasen zur letzten Ruhe gekommen sind – und der Tod Delouis hat noch ganz andere Folgen….
Jean Amila: „Mond über Omaha.“ Conte Verlag, € 10,00
Ein Krimi aus der Südpfalz.
Im Wald in der Nähe des kleinen Dorfes Pfaffenbronn wird ein Mädchen ermordet aufgefunden. Es ist das Jahr 1957 und die Beziehungen zum französischen Elsass (zu Frankreich überhaupt) sind noch sehr stark von Vorurteilen geprägt – Vorurteile, mit denen auch der aus Frankfurt kommende Kommissar Friedrich Gontard zu kämpfen hat. Denn allzu schnell findet sich der vermeintliche Täter: ein elsässischer Knecht, der sich gern und lange allein im Wald aufhält und noch dazu oft mit dem Mädchen und seiner Freundin gesprochen hat….
Einen recht schmalen Kriminalroman hat die im Odenwald lebende Lilo Beil verfasst, und doch fehlt nichts: die Personen sind stimmig, den Ort der Handlung hat man stets bildhaft vor Augen, die Geschichte ist rundum nachvollziehbar und gut und spannend erzählt!
Lilo Beil: „Gottes Mühlen.“, Conte Verlag, € 9,90
Gegen die Zeit
Seit ihrer Kindheit sind sie Rivalen: Lisa, die sich mit arroganter Selbstsicherheit allen Problemen stellt und sie locker meistert. Und Paul, der Stotterer und ewige Zweite, der selbst nicht so recht weiß, warum er es bis zum Kommissar geschafft hat. Als Paul die Ermittlungen zu einem Sprengstoffanschlag übernehmen muss, ist das Wiederaufleben dieser Rivalität nur eine Frage der Zeit, denn neben den polizeilichen Untersuchungen gibt es auch politische Strukturen, die er prüfen und beachten muss und in deren Zentrum Lisa sich befindet – sie ist die persönliche Assistentin des bundesdeutschen Innenministers.
Rund um das Zwillingspaar Lisa und Paul hat Markus Stromiedel einen äußerst packenden Thriller geschrieben; einen Thriller, in dem politische Machtkämpfe und persönliche Beziehungen gleichermaßen eine große Rolle spielen.
Markus Stromiedel: „Zwillingsspiel“, Verlag Droemer Knaur, € 7,95
Die kanadische Elizabeth George.
So wirbt der Verlag bei der Autorin Louise Penny. Ganz ehrlich: das können wir nicht wirklich nachvollziehen. Klingt doch der Tonfall der Geschichte rund um den intelligenten und freundlichen Inspector Armand Gamache eher nach einer Mischung aus Charlotte MacLeod und Fred Vargas, wohingegen Mord und Ermittlungsarbeit ein wenig an Sherlock Holmes und Lord Peter Wimsey erinnern.
Aber nun genug der großen Namen: im idyllischen Ort Three Pines wird bei einem viel besuchten Curling-Turnier eine Frau mittels Stromschlag ermordet. Bei Gamaches Ermittlungen hilft vordergründig jeder Anwohner gerne – doch bald stellt sich heraus, dass fast alle (einschließlich des Ehemanns und der Tochter) ein Motiv für den Mord hatten und die Tote überhaupt ein solches Biest war, dass auch wir Leser sie (fast) gerne auf dem Gewissen hätten…
Louise Penny: „Und die Furcht gebiert den Zorn.“ Limes Verlag, € 19,95
Ein unglaublicher Anfang.
Unzählige Groschenromane hatte er schon geschrieben und langsam fühlte er sich sicher genug für den „großen Wurf“. Und den hat er 1929 auch gelandet, bereits mit seinem ersten richtigen Kriminalroman - die Rede ist von Georges Simenon und seinem Kommissar Maigret. Keine fünf Tage hat er damals für den Band „Maigret und Pietr der Lette“ benötigt und damit einen gewichtigen Grundstein für seine Reihe gelegt. Denn schon hier begegnet dem Leser das, was Simenons Bücher auszeichnet: ein Kommissar, der sich weniger für den Verbrecher als für den Menschen dahinter interessiert und eine Geschichte, die eben nicht blutrünstig aber doch unglaublich spannend ist.
Zum 80. „Geburtstag“ Maigrets im Jahr 2009 gibt der Diogenes Verlag alle 75 Bücher in einer Sonderausstattung heraus: Ideal fürs Sammeln dieser Klassiker!
Georges Simenon: „Maigret und Pietr der Lette.“, Diogenes Verlag, € 10,00
Familienbesitz mit Hausgeist.
Daliah House ist mehr als ein Familienbesitz: für Sarah Booth Delaney ist er der schönste Ort auf Erden und es ist ein herber Schlag, dass sie es wird verkaufen müssen, mittel- und arbeitslos wie sie ist. In ihrer Verzweiflung entführt sie den Hund einer früheren Freundin um ein Lösegeld zu erpressen. Dass diese Freundin Sarah Booth dann als Detektivin engagiert um den Hund zu finden, ist purer Zufall. Doch genau dieser Zufall ändert ihr Leben – sie rutscht unversehens in einen Mordfall hinein und scheint als Detektivin bestens geeignet diesen zu lösen. Bis sie selbst ins Visier der Polizei und sogar des Mörders gerät…
Eine spannende Geschichte humorvoll erzählt, gewürzt mit ein bisschen Liebe und einem frechen Hausgeist: Carolyn Haines serviert uns Krimikost vom Feinsten!
Carolyn Haines: „Wer die Toten stört.“, Verlag Bastei Lübbe, € 7,45
Ein Kriminalroman - und doch kein Kriminalroman.
Die Berliner Autorin Sabine Kornbichler schreibt seit Jahren psychologisch stimmige Romane, die sich nicht einfach einordnen lassen – immer nimmt deren Handlung eine völlig unerwartete Wendung, die neue Perspektiven öffnet:
Ihr neues Buch handelt von Emma Thalbach, die bei einer ihrer Radtouren entführt wird. Fünf Tage muss sie in der Gewalt eines maskierten Unbekannten verbringen, der es auch noch versteht, eine persönliche Beziehung zu ihr aufzubauen. Als er Emma wieder freilässt hat sie jegliches Vertrauen, auch in ihren Mann und ihre Eltern verloren. Wie sie sich ihr Leben zurück erobert, wie sie gegen das Misstrauen der eingeschalteten Polizei angeht, ist absolut lesenswert!
Sabine Kornbichler: „Gefährliche Täuschung.“, Verlag Droemer Knaur, € 7,95
Ein Politthriller der ganz besonderen Art.
„Als ich hörte, wie McAra gestorben war, hätte ich aufstehen und gehen sollen. Heute weiß ich dass.“ Der Titelheld in Robert Harris` Roman ist Ghostwriter und er bekommt einen lukrativen Vertrag angeboten: er soll die Autobiographie des großen englischen Staatsmannes Adam Lang schreiben, eines charismatischen Politikers, der auch noch nach seiner Amtszeit großen Einfluss auf das Geschehen in der Welt nimmt. Er nimmt das Angebot an – und muss schon nach kurzer Zeit erkennen, dass nichts im Umfeld des Politikers so ist wie es scheint. Immer stärker drängt sich ihm außerdem der Verdacht auf, dass sein Vorgänger an der Schreibfeder, eben der genannte McAra, keinen Unfall hatte, sondern kaltblütig ermordet wurde; immer mehr muss er um sein eigenes Leben fürchten…
Robert Harris: „Ghost“, Heyne Verlag, € 19,95
Drogenhandel in Bari…
Avvocato Guerrieri wird mit einem ungewöhnlichen Fall beauftragt: Fabio Paolicelli hat laut Gerichtsurteil 40 Kilo Kokain in seinem Auto über die Grenze geschmuggelt – doch nun, eineinhalb Jahre nach der damaligen Verhandlung streitet er alles ab. Sein Geständnis hätte er nur gemacht, um seine Frau und die kleine Tochter „aus der Sache heraus zu halten“. Guerrieri weiß nicht, was er glauben soll, zumal besagter Fabio Paolicelli vor dreißig Jahren zu dem faschistischen Schlägertrupp gehörte, der ihn verprügelte, weil er eine „verkehrte“ Jacke trug. Trotz oder gerade wegen dieser Erinnerung setzt der Anwalt alles daran, genau zu ermitteln, was damals an der Grenze geschah. Dass er sich dabei in die Frau des Angeklagten verliebt, macht sein Leben alles andere als leichter…
Gianrico Carofiglio: „Das Gesetz der Ehre.“, Goldmann Verlag, € 19,95
gehe zu den Krimi-Empfehlungen aus:
2011-2010 | 2009-2008 | 2007-2006 | 2005-2004