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Die besonderen Urlaubs Empfehlungen (Juli) - Buchhandlung und Verlag Bornhofen in Gernsheim am Rhein

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Die Urlaubslieblinge des Monats Juli 2025
Lucia Bornhofen empfiehlt:
Fanny Desarzens: Berghütte
 
Jonas, Paul und Gales sind seit vielen Jahren Freunde; sie sehen sich nicht oft – aber wenn sie sich sehen, ist das immer eine besondere Freude. Denn sie sehen sich ausschließlich in der Berghütte, der Baita, die Paul den Sommer über betreibt. Jonas und Galel sind Bergführer, sie sind diejenigen, die Wandergruppen vorangehen. Und auch Paul war das früher, warum er keine Gruppen mehr führt, das weiß niemand so recht. Alle drei lieben die Berge, lieben es, so dicht am Himmel zu sein.
 
Meist sehen sie sich nur einmal im Jahr, sie reden nicht viel, verstehen sich trotzdem. Es ist eine wirklich enge Verbindung. Eines Tages, direkt nach ihrem Treffen, passiert etwas; es wirkt nicht bedrohlich und hat doch Auswirkungen auf die Lebensplanung von einem der drei. Und das bringt alle aus dem Gerücke. Über der Sorge beginnen sie, sich auch im Winter zu treffen. Im Winter führen alle ein vollkommen anderes Leben, Fabrikarbeit statt Wanderfreiheit, bisher fanden sie ihre Winterleben nicht wichtig …

„Berghütte“, ausgezeichnet mit mehrere Literaturpreisen, ist eher spärlich erzählt – und trotzdem ist alles drin: die Erhabenheit der Natur, große Freundschaft, Erschütterung, Veränderung. Tourismus und Tourismuskritik. Und ganz zum Schluss ein Satz, ein einziger Satz, der ungemein hoffnungsvoll ist.
 
Kampa Verlag, Übersetzung Claudia Steinitz, 978-3-311-15099-2, € 13,00

Petra Eisele: Klassiker des Produktdesigns

Eingeteilt in neun Kapitel – von „Industrialisierung“ bis „Postmoderne“ – stellt die Autorin Petra Eisele 150 Designklassiker vor. Eisele ist Professorin für Designgeschichte und -theorie an der Hochschule Mainz und hat nicht nur die entsprechenden Objekte zusammengetragen, sondern auch ein umfangreiches Literaturverzeichnis angehängt – falls Sie feststellen, dass Sie diese Thematik interessant und spannend finden. Das ist kein Buch, dass man am Stück liest, eher eines, dass man immer mal wieder zur Hand nimmt. Weil man in einem Schaufenster eine Wagenfeldt-Lampe gesehen hat. Oder ein alter Mini Cooper die Straße entlang fährt. Weil man im Café auf einem dieser Thonet-Stühle gesessen hat oder im Museum nicht nur Skulpturen und Bilder ausgestellt sind, sondern auch ikonische Möbel aus einem vergangenen Jahrzehnt.

Das kann man hier alles nachlesen. Es gibt jeweils eine kleine Abbildung des Dings vor weißem Hintergrund und eine größere mit Alltagszusammenhang. Eine Kurzinfo beinhaltet alles, was man wissen muss, ein etwas längerer Text gibt zusätzliche Hintergrundinfos. Jedem der neun Kapitel ist eine Einführung vorangestellt, die die Produkte zeitlich, soziologisch und oft auch politisch einordnet. Erstaunt hat mich übrigens ein bisschen, wie viel immer noch zu unserem Alltag gehört. Das Buch hier ist eine starke Empfehlung für Städtereisende, Schaufensterbummler:innen und Museumsfans.

Reclam Verlag, 978-3-15-019643-4, € 14,80


Alex Hay: Mayfair House

Mit dem nächsten Tipp entführe ich Sie ins London des beginnenden 20. Jahrhunderts: Mrs King ist gerade aus dem hochherrschaftlichen Haus entlassen worden, indem sie die letzten zwei Jahrzehnte den Haushalt führte. Sie hat es nicht auf diese Entlassung angelegt, sie kommt ihr aber durchaus entgegen. Denn seit Mr de Vries verstorben ist, plant sie einen großen Raubzug: Sie möchte alles, wirklich alles was in diesem Haus vorhanden ist, stehlen und zu Geld machen. Mrs King, die im übrigen weder King heißt noch verheiratet ist oder war, hat ihren Plan schon bestens vorbereitet und dabei spielte ihr die Tochter von Mr de Vries, die jetzige Hausherrin, in die Karten. Diese hat nämlich, ganz entgegen der Etikette, noch innerhalb des Trauerjahres einen großen Ball angesetzt – sie möchte sich so schnell wie möglich einen Ehemann angeln. Mrs King hat für diesen Ball alles vorbereitet, sie hat das Menü zusammengestellt, Gesinde angestellt, Zimmer verschließen lassen, damit die Besucher und Besucherinnen nicht überall einfach hineinspazieren können.

Mrs King nutzt nun ihre Zeit, um mit einem Team von sechs weiteren Frauen – sehr gut ausgewählte Frauen, Meisterinnen ihres Fachs – alles für die Umsetzung ihres großen Raubzuges vorzubereiten.

„Mayfair House“ ist kein Thriller und auch kein schneller Krimi. Die Handlung entrollt sich langsam aber stetig, es gibt immer wieder überraschende Drehungen und Wendungen. Außerdem hat es sehr heftige London-Vibes und einen wirklich stilechten britischen Humor. Der britische Autor Alex Hay ist übrigens studierter Historiker, seine Dissertation handelt von weiblicher Macht an den britischen Höfen. Das merkt man diesem Debütroman an – und zwar im besten Sinne!

Insel Verlag, Übersetzung Regina Rawlinson, 978-3-458-68330-8, € 13,00


Frans G. Bengtsson: Die Abenteuer des Röde Orm

Orm ist der jüngste Sohn des Wikingers Toste und seiner Frau Asa. Die beiden hatten bisher nicht viel Glück mit den Söhnen: Der erste starb nach zu hohem Bierkonsum, als er bei einer Hochzeit auf einem Stier reiten wollte. Den zweiten wehte ein heftiger Wind vom Schiff. Odd, der dritte Sohn, tritt in die Fußstapfen Tostes und wird wohl Hof und Schiff erben. Der Geschichte des vierten Sohnes ist besonders unschön – der schwängerte zwei Nachbarsfrauen und musste vor der Vergeltung ihrer Familien fliehen, Asa ist sicher, dass er tot ist. Darum ist Orm ihr Augenstern, eher zart, ein bisschen hypochondrisch. Gleichzeitig aufgeweckt, klug und zäher, als man erwartet. Asa lässt ihn nicht aufs Schiff, obwohl das Reisen und Plündern während der Sommermonate überlebenswichtig ist, nur von Ackerbau und Viehzucht kann niemand im kargen Nordland überleben. Doch es kommt anders, als sie sich erhofft – Orm wird bei dem Versuch, gegen plündernde Horden zu kämpfen, kurzerhand von diesen entführt.

Wie Orm zum Kapitän und Häuptling aufsteigt, wie er bis Mauretanien kommt und erst zum Islam und dann zum Christentum konvertiert – überhaupt die Sache mit den Religionen und den Missionsfahrten – das ist abenteuerlich und erstaunlich humorvoll geschrieben. Bengtssons Sprache ist ein bisschen altertümlich (immerhin ist das Buch aus 1941 und die vorliegende Übersetzung auch schon über dreißig Jahre alt) und er spart auch nicht mit Schlachtgetümmel. Allerdings nicht ausufernd, sondern weil die Zeiten so waren, wie sie nun mal waren. Ein wenig historische Freiheit innerhalb eines Jahrhunderts nimmt sich der Autor; aber alle wichtigen Personen, wie zum Beispiel Harald Blauzahn, gab es wirklich und auch die Fahrten und Religionskriege gab es.

DTV, Übersetzung Elsa Carlberg, 978-3-423-21682-1, € 14,00

Nina Pollatschek: Kleine Probleme

Es ist der 31. Dezember und Lars hat eine lange Liste mit Dingen, die er tun soll. Diese Liste gibt es schon seit einer Woche und eigentlich hat er nur noch diesen Tag für all‘ die Arbeiten Zeit – am Abend gibt’s eine gemeinsame Silvesterfeier mit den Kindern. Außerdem, eigentlich noch wichtiger, am Abend kommt Johanna von ihrem Sabbatical nach Hause. Und Lars möchte, dass sie auch bleibt. Fatal ist, dass einige Dinge dieser Liste deutlich länger warten als eine Woche. Denn Lars ist Weltmeister im Prokrastinieren. Nicht, weil er das unbedingt so möchte, irgendwie schafft er es aber einfach nicht.

Das Bett, das er aufbauen will, Nr. 2 auf der Liste, hat Tochter Lina zu Weihnachten geschenkt bekommen, es ist ein Ikea-Bett. Nur nicht zum letzten Weihnachten, es steht schon vier Jahre im Karton in ihrem Zimmer – es ist hohe Zeit, dass das endlich erledigt wird! Neben Geschenkeverpacken, Feuerwerkskörpern reinholen und Nudelsalat machen, stehen auf der Liste übrigens auch so schwierige Dinge wie „mit dem Rauchen aufhören“ und „es gut machen“ …
Es ist hochkomisch und auch ein bisschen verstörend, mit Lars diesen Tag zu erleben. Sie können sicher sein, er gibt alles. Doch manchmal kommen ihm auch solche Dinge wie Ladenöffnungszeiten dazwischen … Ob er alles schafft? Das verrate ich nicht! Aber dass es den Nudelsalat geben wird, soviel spoilere ich dann doch.

Verlag KiWi, 978-3-462-00810-4, €  13,00

Emily Henry: Funny Story

Bei Daphne und Peter war es Liebe auf den ersten Blick. Jetzt stehen sie, nach dem Umzug ins Traumhaus, vor dem wie man so schön sagt, schönsten Tag des Lebens, dem Hochzeitstag. Allerdings passiert etwas, mit dem Daphne absolut nicht gerechnet hat: Peter erkennt ausgerechnet bei seinem Junggesellenabschied, dass er unsterblich in seine Kindheitsfreundin Petra verliebt ist. Und weil das Traumhaus nunmal Peter gehört, muss Daphne schnell ausziehen – und findet bei Miles, dem gerade frischgebackenen Ex von Petra einen Unterschlupf. Die beiden mögen sich, kennen sich auch von Pärchentreffen – bei denen man zwar immer spürte, dass Peter und Petra eine starke Verbindung miteinander haben, aber die große Liebe?

Dass Daphne und Miles jetzt zusammen wohnen ist zwar in Ordnung, aber leicht ist es nicht. Denn sie sind vollkommen unterschiedlich: Daphne leitet die Kinderbuchabteilung der örtlichen Bibliothek und ist sehr strukturiert und super zuverlässig. Was ihr erst nach der Trennung klar wird ist, dass sie in dieser Stadt, in die sie wegen Peter gezogen ist, bisher gar nicht richtig angekommen ist und sie gar keine eigenen Freunde hat. Gut ist, dass sie für den Herbst ein großes Event in der Bibliothek plant und darum wirklich genug zu tun hat.

Miles hingegen ist fest verwurzelt im Ort, kennt eine Menge Leute, ist sehr beliebt – und das nicht nur, weil er in einem bekannten Restaurant arbeitet. Allerdings ist er nach der Trennung eher chaotisch und die von ihm gerade bevorzugten und laut gehörten Liebesschnulzen sind für Daphne eher schwer erträglich. Sie raufen sich aber zusammen, einfach auch, weil es gerade keine Alternative gibt …

Das Buch ist eine richtige Schnulze, eine, bei der man am Anfang schon vermutet, wer am Ende zusammen ist – und bei der sich diese Vermutung dann auch bestätigt. Und trotzdem verstehe ich sehr, sehr gut, warum die Autorin Emily Henry mit ihren Romanen regelmäßig auf den Bestsellerlisten landet: Sie sind einfach richtig gut! Sie sind flüssig zu lesen, interessant, spannend, humorvoll und bei aller Vorhersehbarkeit wirklich überraschend. „Funny Story“ jedenfalls habe ich an einem Sonntag komplett verspeist.

Verlag Droemer Knaur, Übersetzung Katharina Naumann und Silke Jellinghaus, 978-3-426-28434-6, € 12,99
Ralf Schwob empfiehlt:
Quentin Peck: Minus 22 Grad

Laura Gehler, Tochter der ambitionierten Landrätin Imke Geh-ler wird entführt. Sie wird in einem Plexiglas-Käfig gefangen gehalten, der wie das Jugendzimmer eines Mädchens einge-richtet ist. Ihr Entführer kommuniziert mit ihr über eine Ge-gensprechanlage: In dem Raum befinden sich Hinweise, die ihr den Grund für ihre Entführung verraten, wenn sie diese richtig zu lesen weiß …

Währenddessen ermittelt der stoische Polizist Lukas Johannsen in dem Fall. Schon bald findet er Hinweise, dass es sich bei dem Entführer um einen Mörder handeln könnte, der ihm vor Jah-ren schon einmal entwischt ist. Imke Gehler macht unterdes-sen ihren politischen Einfluss geltend, um Druck auf den Er-mittler auszuüben, der ihr zu langsam und bedächtig vorgeht.

Zugleich wird die Geschichte von Ariane erzählt: einer mittelal-ten Frau, die sich nach einer traumatisierenden Erfahrung in ein kleines Haus an einem See in Niederbayern zurückgezogen hat. Sie kümmert sich um die dort lebenden Tiere, vor allem um die Vögel, und möchte nur in Ruhe gelassen werden. Diese Ruhe wird aber durch Eindringlinge von außen immer wieder gestört.

Wie die verschiedenen Erzählebenen zusammengehören, er-fährt man nur sehr allmählich, so dass die Spannung bis zum Ende des Buchs erhalten bleibt. Die Charaktere sind plastisch und tiefgründig, die Auflösung des Falls vollkommen unvorher-sehbar, also genau so, wie das bei einem guten Thriller sein muss!      

Blanvalet Verlag, 978-3-7341-1262-1, € 16,00

Michael Ebert: Nicht von dieser Welt

Der 13-Jährige Mischa hat es nicht leicht: nach dem Suizid sei-nes Vaters lebt er zusammen mit seiner Mutter in einer kleinen Dienstwohnung im Krankenhaus, in dem seine Mutter als Krankenschwester arbeitet. Dort sitzt er gern in der Eingangs-halle, in dem auch, wie in den 90er Jahren üblich, ein Münz-fernsprecher steht, über den Verstorbene sich noch einmal kurz bei Mischa melden und ihn um einen Gefallen bitten kön-nen: eine Katze befreien, eine Postkarte schreiben, etwas aus einem Schuppen verschwinden lassen. Mischa versucht, die Wünsche der Verstorbenen zu erfüllen, immer in der Hoffnung, dass dann irgendwann sein Vater anruft …
Als statt des französischen Austauschschülers Olivier, die viel ältere Sola bei ihm einquartiert wird, verändert sich Mischas Leben rasant. Sola ist fröhlich und selbstbewusst und offenbar mit einem merkwürdigen Plan nach Deutschland gekommen: Sie will mit Mischa unbedingt nach Halberstadt, wo die Staat-bank der untergegangenen DDR noch irgendwo Milliarden Ostmark gebunkert hat. Auf der Reise in den Osten lernt Mischa so einiges über das Leben und er findet heraus, dass er nicht der Einzige ist, der einen Telefondraht ins Jenseits hat.

„Nicht von dieser Welt“ ist ein klassischer Coming-of-Age-Roman mit leicht übernatürlicher Note. Der Roman ist ernst und humorvoll zugleich, der Autor variiert die schweren und die leichten Themen gekonnt, was einen großen Teil des Lese-vergnügens ausmacht.

Penguin Verlag, 978-3-328-11305-8, € 14,00

André Herrmann: Schön war’s, aber nicht nochmal. Urlaub mit den Eltern.

André Herrmann ist Stand-up-Comedian, und das merkt man dem Stil seines Buchs über eine Israelreise mit den eigenen Eltern auch an: die Dialoge sind flott und die Pointen sitzen. Der gemeinsame Israelurlaub ist autobiographisch, André Herrmann hat seine Eltern, rüstige Mittsechziger aus Sachsen-Anhalt, tatsächlich dorthin begleitet. Höhepunkt der Reise war ein mehrtägiger Ausflug über die Grenze nach Jordanien, um die berühmte Felsenstadt Petra zu besichtigten.

Während der Reise hat der Autor die Erlebnisse mit seinen Eltern in einem Blog festgehalten, der schon bald eine Million Follower hatte. Da lag es dann nahe, alles in einem Buch zusammenzufassen. Die Eltern waren übrigens mit beidem einverstanden …

Viel Situationskomik und irre Verwechslungen kommen auf der Reise dadurch zustande, dass der Vater mit harmlosen Verrichtungen vollkommen überfordert ist, aber in heiklen Situationen vorprescht, um etwa Probleme beim Grenzübertritt zu klären oder Sicherheitsvorkehrungen auszutesten. Die Mutter hingegen beschwört gerade deshalb ständig Missverständnisse herauf, weil sie diese unbedingt vermeiden möchte.

Herrmanns Buch ist beste Unterhaltungslektüre, die man am Stück oder in kleinen Häppchen lesen kann. Und ganz nebenbei erfährt auch noch einiges über Israel und Jordanien.

Rowohlt Verlag, 978-3-499-01399-7, € 13,00

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